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: 2,3 Millionen zuviel?

Gerade versucht Pro7 sich ein neues Image zuzulegen – mit Blätterwirbeln für sein neues Programm (siehe rechte Seite) – und sich aus dem Dunstkreis des Imperiums von Leo Kirch freizuschwimmen – mit einer Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Ausgerechnet da beginnt wieder der vulkanische Boden unter dem Sender zu brodeln. Wie kam der Sender eigentlich zu seiner terrestrischen Frequenz im lizenzgebenden Bundesland Schleswig- Holstein? Gerüchte über Geldzahlungen, die bei der Beschaffung geholfen hätten, machten immer mal wieder die Runde – nicht nur, weil der Sender in der „Unabhängigen Landesanstalt für Rundfunk“ (ULR) einen auffällig zuverlässigen Lobbyisten gefunden hatte. Im letzten Jahr gingen zehn Landesmedienanstalten dann gegen die Rechtmäßigkeit der Lizenz von Pro7 vor, und auch der Kieler Staatskanzlei als Rechtsaufsichtsbehörde kam so manches spanisch vor. Ein langes Tauziehen mußte sie mit ULR-Chef Gernot Schumann veranstalten, bis der sich vor zehn Tagen einem Ultimatum beugte und die Pro7-Akten rüberreichte.

Scharnier der Lobby-Schiene ist die Firma „Studio Schleswig-Holstein GmbH“, mit der Pro7 noch vor der Erteilung der terrestrischen Frequenz 1994 einen „Kooperationsvertrag“ über die Produktion einer Talk-Show und von Nachrichtenbeiträgen schloß. Offizieller Wert: 2,7 Millionen jährlich, zehn Jahre lang. Doch letzte Woche meldete sich Klaus-Dieter Müller, Geschäftsführer des Studios, bei einer Anhörung im Kieler Landtag mit einem überraschenden Zwischenruf zu Wort: Es seien 5 Millionen, die man bekomme. Die Frage wäre, wofür. Die gleiche Summe, so meldet die Programmzeitschrift TV-Today, habe auch sein Geschäftsführerkollege Stefan Albrecht genannt – und präsentiert dafür eine eidesstaatliche Erklärung. Die Tatsache, daß TV- Today zu Gruner+Jahr, dieser Verlag wiederum zu Bertelsmann gehört und jener Konzern wiederum Hauptgesellschafter bei RTL ist, hat Pro7-Chef Georg Kofler prompt dazu veranlaßt, von einer „billigen Schmutzkampagne“ der Konkurrenz zu reden. Die zusätzlichen 2,3 Millionen gebe es nicht. MR