■ Wir lassen lesen
: Heribert allerseits

Das war knapp. Das muß er doch sehen. Das Tor hat Kräfte freigemacht. Da müssen sie mehr draus machen. Die Flanke butterweich angeschnitten. Das Ganze ungeschnitten. Der Ball ist noch warm. Der Ball ist noch heiß. Den muß er haben. Den hat er – ja, so klingt die Stimme aus dem Bart. Viel zu lange wurde sie verspottet und verkannt. Jetzt ist der große Spielevermittler zum germanistischen Vorbild erkoren: „So werde ich Heribert Faßbender“ bietet nach Sprachführerart der „Grund- und Aufbauwortschatz Fußballreportage“ (Klartext Verlag Essen, 16.80 DM). So eine Chance bekommt man nicht alle Tage.

Das ×uvre mit den 1.750 wichtigsten Redewendungen ist streng dokumentarisch und wirkt deshalb auf den ersten Blick sehr bieder, trocken, stupide, langweilig. Aber: Ein Sprachführer ist schließlich kein Roman. Sondern Quell vielfältigen Wissens: Er hat halt keinen linken Fuß gehört ebenso zum Fachgebiet Humanbiologie/Genetik wie sauber vom Ball getrennt zur Chirurgie. Aus der Musik: Das war natürlich ein Paukenschlag. Sozialkunde: Sie demonstrieren Spielkultur. Nautik: Das Spiel plätschert dahin! Geographie und legendäre Reportage- Historie in einem: Schickt den Mann in die argentinische Pampa zurück! Nur ein gelernter Jurist wie F. kann so klar Recht sprechen: Falscher Einwurf! Und höhere Mathematik ist, wenn's heißt: Es steht unentschieden 0:0 torlos.

Die Welt verstehen lernen durch schweinslederne Wortevolleys – das hat es so noch nicht gegeben. Wenn er richtig da ist, dann ist er einer. Welch ein Satz! Das ist schon nicht mehr Fußball, das ist Philosophie. Genauso wie: ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken , und die verdeutschfußballerte Version von „Anything goes“: Alles ist drin.

Die empfohlene Vorgehensweise: Termini lesen – einprägen – wiederholen – aufschreiben – nachgucken und vergleichen – ihm beim Barte des Fußballpropheten ebenbürtig werden. Viel Erfolg!

Das war's fürs erste von hier oben. Bernd Müllender