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■ Das PortraitDie Unerschrockene

Im Gemeinderat ihres Heimatortes Syke bei Bremen gilt die SPD-Abgeordnete als „couragiert“ und „konsequent“. An ihrem Arbeitsplatz, dem Bremer Raumfahrtunternehmen Erno, hat die 52jährige technische Zeichnerin 17 Jahre Erfahrung als Betriebsratsvorsitzende gesammelt. In ihrer Freizeit flog sie früher Segelflugzeuge, jetzt spielt sie Tennis und setzt sich nur noch zur regelmäßigen Dienstreise nach München ins Flugzeug. Ingrid Lüllmann heißt die neugewählte Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Daimler-Benz Aerospace AG (Dasa/München), die erste Frau an der Spitze eines solchen Arbeitnehmergremiums. Umgeben ist sie dabei von lauter Männern: Alle weiteren 26 Mitglieder des Dasa-Gesamtbetriebsrats sind Männer, und auch im Dasa-Konzernvorstand gibt es keine einzige Frau.

Keine Quote hat ihren Aufstieg unterstützt. Im Gegenteil: Ingrid Lüllmann selbst hat sich in 15 Jahren politischer Basisarbeit im Syker Stadtrat immer gegen eine besondere Bevorzugung von Frauen ausgesprochen. Zu feministischen Positionen hat sie keinerlei Nähe.

Als einzige Frau in reinen Männergremien – „das schockt mich überhaupt nicht“, sagte Lüllmann nach ihrer Wahl an die Spitze des Dasa-Gesamtbetriebsrats, „vielleicht ist es gerade frauliches Geschick, das mir bei der Umsetzung meiner Ziele helfen wird“. Auseinandersetzen muß sie sich nun vor Allein unter Männern: Dasa-Betriebsratsvorsitzende Ingrid LüllmannFoto: taz-Archiv

allem mit dem Sanierungsprogramm „Dolores“. Es dürfe bei der Dasa nicht zu Kahlschlägen bei Arbeitsplätzen und Standorten führen, erklärte sie. Immerhin repräsentiert der Gesamtbetriebsrat zwölf Werke mit insgesamt rund 24.000 Beschäftigten.

Ihrer eigenen Gewerkschaft, der IG Metall, steht Lüllmann nicht nur freundlich gegenüber. „Es ist uns in den letzten Jahren nicht gelungen, den hochqualifizierten Arbeitnehmern klarzumachen, daß sie eine Interessenvertretung brauchen“, kritisiert sie. Und auch von großen Diskussionen um Rüstungskonversion hält sie nichts. Während der Bremer SPD-Landesvorstand zusätzliche Rüstungsaufträge wie den „Eurofighter“ zur Sicherung der Dasa-Arbeitsplätze ablehnt, erklärte Lüllmann nach ihrer Wahl: „Wir haben die Bundeswehr gewollt, und wir wollen eine Ausrüstung mit bestem technischem Gerät. Solange es diese Beschlußlage gibt, habe ich überhaupt keine Probleme damit.“ Dirk Asendorpf

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