Das Schmidteinander hat ein Ende

■ Generalsekretär der Bayern-SPD geschaßt, Schmidt will künftig Team

Nürnberg (taz) – „Das Banner steht, wenn der Mann auch fällt.“ So stehts auf der Traditionsfahne von 1926 , die in dem Saal hängt,in dem am Donnerstag abend der Landesvorstand der bayrischen SPD tagte. Und tatsächlich, der Mann fiel, und das Banner der Partei hielt stand. Auch wenn hernach der geschaßte Generalsekretär Albert Schmid seiner Partei prophezeite, daß sich der Sieg von Renate Schmidt „nicht als Gewinn für die SPD erweisen“ werde. Die so geschmähte sah das natürlich völlig anders. Sie sei „erleichtert“ über diesen „Befreiungsschlag“ im Dauerstreit mit ihrem Kontrahententen. Verlassen von fast allen anderen VorstandskollegInnen hatte Albert Schmid „mit großer Bitterkeit“ seinen Rücktritt bekanntgeben müssen.

Gewinne und Erfolge hätte die SPD im Freistaat dringend nötig. Seit Jahrzehnten hofft sie vergeblich auf einen „Wechsel“ in Bayern. 1990 mit schlappen 26 Prozent tief im Keller, holte die neue Spitzenkandidatin Renate Schmidt immerhin 1994 vier Prozent wieder auf.

Mit einer Doppelspitze Schmidt/Schmid wollte man fortan die Regierung Edmund Stoibers „vor sich herjagen“. Doch die Tandemlösung erwies sich als kontraproduktiv. Zu oft kamen sich Renate Schmidt und der Generalsekretär, stellvertretende Landesvorsitzende und geschäftsführende Fraktionsvorsitzende Schmid in die Quere. Im SPD-Sommertheater um die Frage des künftigen SPD-Kanzlerkandidaten brach das Tandem aus dem Schröder-Spezi Schmid und der Scharping-Gefolgsfrau Schmidt endgültig auseinander. Entgegen allen Absprachen zur Beendigung des Zwists sprach sich Schmid solange in zahlreichen Interviews für den niedersächsischen Ministerpräsidenten aus, bis sechs der sieben bayerischen SPD-Bezirksvorsitzenden Konsequenzen forderten und Renate Schmidt demonstrativ den Rücken stärkten. Die plädierte für ein Ende des „selbstquälenden Spiels“; „Schlittenfahren“ lasse sie mit sich nicht.

Das Ende fiel für sie mit Schmids Rücktritt vom Posten des Generalsekretärs und des geschäftsführenden Fraktionsvorsitzenden wunschgemäß aus. Der sprach zwar von einem „Versuch der politischen Hinrichtung“, betonte jedoch, er wolle „keine innerparteiliche Oppositionsrolle“ übernehmen. „Honorig“ nannte Renate Schmidt dies. Bei Schmid sei eine „Zuverlässigkeit von Absprachen nicht gegeben“. Der Regensburger Rechtsanwalt habe die „Tandemlösung“ mit ihr anscheinend so verstanden, daß „einer lenkt und der andere kräftig strampelt“. Der Landesvorstand kürte Renate Schmidt zur „unbestrittenen Nummer eins der Sozialdemokraten in Bayern“. Die will nun mit einem neuen Generalsekretär, einem Vertreter des Vorstands, der Bonner Landesgruppe und der bayerischen Europa-Abgeordneten ein Team bilden, um den Sturm auf die schwarze Bastion Bayern zu proben. Bernd Siegler