Das war das letzte Treffen

■ Die NGO-Frauenkonferenz hat zuwenig gebracht

Die Frauenkonferenz der regierungsunabhängigen Organisationen, die gestern in Huairo, 50 Kilometer von Peking entfernt, zu Ende ging, war das größte Feministinnentreffen aller Zeiten. Und dieses Treffen hätte wunderbar werden können.

Nie gab es eine vergleichbare Gelegenheit, Frauen aus allen Ecken der Welt kennenzulernen. Zum ersten Mal kamen zahlreiche Frauen aus Osteuropa. Teilnehmerinnen aus Kroatien sowie Bosnien und aus anderen Ländern, die der Krieg zerrissen hat, ließen sich von den Hetzkampagnen ihrer Regierungen nicht beirren. Der Mut exilierter Tibeterinnen, Kuwaiterinnen, Iranerinnen und Algerierinnen, die von den Geheimdiensten ihrer Länder bis hin ins Forum verfolgt wurden, war bewegend. Lesben, die sich in ihrer Heimat verstecken müssen, weil sie sonst als abartig oder kriminell verurteilt werden, trauten sich, mit anderen Frauen Kontakt aufzunehmen. Rechtsberaterinnen und Wissenschaftlerinnen erfuhren, wer wo in ähnlichen Projekten arbeitet. Und alle konnten, wenn sie wollten, lernen, mit dem Internet umzugehen.

Aber es war wohl das letzte Treffen dieser Art. Der Frust und der Zorn, der sich in den zehn Tagen des Forums unter vielen Teilnehmerinnen ausbreitete, war nicht nur der chinesischen Politik geschuldet. Natürlich haben sich die Schikanen und die massive Präsenz der chinesischen „Sicherheitskräfte“ auf die Stimmung und die Aktivitäten der Teilnehmerinnen ausgewirkt. Natürlich war die Idee, daß es eine freie Insel in einem Meer der politischen Unfreiheit geben kann, in Huairou nicht zu verwirklichen. Nicht mit ein paar Demonstrationen auf dem Forumgelände, das von der UNO geschützt war. Vielleicht eine lehrreiche Erfahrung.

Unzufrieden waren viele Frauen aber vor allem, weil sie erkannten, daß sie sich vor ihrer Reise nach China nicht klargemacht hatten, was sie dort eigentlich erreichen wollten. Ob es ihnen um Informationsaustausch, um Vernetzung oder um die Einwirkung auf die Delegationen ihrer Regierungen ging, die in Peking über die Frauenpolitik verhandeln. In den Augen der Lobbyistinnen bestätigte sich, daß es absolut falsch war, die Verlegung in den fünfzig Kilometer von Peking entfernten Vorort zu akzeptieren – auch wenn niemand glaubt, daß die Kontrolle an einem zentraleren Veranstaltungsort weniger intensiv gewesen wäre. Doch die gutorganisierte und starke internationale Frauenbewegung, die das hätte verhindern können, gibt es nicht. Noch nicht. Jutta Lietsch, Peking