Ein Friedensplan mit Haken und Ösen

■ Beim Genfer Außenministertreffen wurde eine grundsätzliche Einigung über die Aufteilung Bosniens erzielt

Genf/Berlin (rtr/AP/taz) — Die Außenminister Bosniens, Kroatiens und Restjugoslawiens haben sich bei ihren Gesprächen auf Grundzüge einer Friedenslösung für Bosnien geeinigt. US—Vermittler Richard Holbrooke teilte nach den gestrigen Verhandlungen mit, die Konfliktparteien seien sich im Prinzip einig über die Aufteilung Bosniens, dessen staatliche Integrität erhalten werde. Holbrooke sprach von einem „Meilenstein“ auf dem Weg zum Frieden. Keine Einigung gab es über den Status des serbisch besetzten Ostslawoniens, das zu Kroatien gehört. Damit dürfte die gegenseitige Anerkennung der ehemals jugoslawischen Republiken vorerst verhindert sein.

Holbrooke zufolge soll Bosnien-Herzegowina in seinen jetzigen Grenzen bestehen bleiben, allerdings werde das Land in zwei Einheiten aufgeteilt. Der muslimisch- kroatischen Einheit sollen entsprechend dem Plan der Bosnien-Kontaktgruppe 52, der serbischen 49 Prozent des Landes zufallen. Territoriale Detailfragen gelten aber noch als erheblicher Stolperstein. Die Serben kontrollieren aufgrund ihrer bisherigen militärischen Erfolge derzeit rund 70 Prozent.

Holbrooke nannte es befriedigend, daß bereits am ersten Tag der Verhandlungen eine Einigung erzielt worden sei. Auf dem Weg zu einer Friedenskonferenz gebe es allerdings noch viel zu tun. So sei die von den bosnischen Serben geforderte Teilung Sarajevos noch nicht erörtert worden. Der US-Vermittler betonte wiederholt, daß die staatliche Integrität Bosnien-Herzegowinas erhalten bleibe.

Bosniens Außenminister Muhammed Sačirbey sagte, jede Reise starte mit einem ersten Schritt. „Und dies ist ein erster Schritt.“ Die Verständigung über die zukünftige Gestalt Bosniens schließe die Möglichkeit aus, daß sich die bosnischen Serben jemals in ein Großserbien eingliedern könnten. Unklar blieb aber, inwieweit sich die gegenläufigen Momente eines rechtlich ungeteilten, faktisch aber aus zwei verfeindeten Einheiten bestehenden Staates auswirken werden. Beide Einheiten haben laut der Einigung auch das Recht, „parallele Sonderbeziehungen zu Nachbarstaaten aufzubauen“.

Nicht gelöst wurde die Frage der Anerkennung der kroatischen Ansprüche auf Ostslawonien. Dieser Forderung hätten die Serben harten Widerstand entgegengesetzt. Sie lehnten die Wiedereingliederung ab, sagten Diplomaten. Neben den Außenministern und Vertretern der Kontaktgruppe nahm auch der EU-Vermittler Carl Bildt an der Genfer Runde teil. Die Vertreter der bosnischen Serben waren der Delegation Restjugoslawiens eingegliedert, ein Ergebnis der intensiven US- Diplomatie in den vergangenen Wochen. gb Seiten 2 und 8