Ein rätselhafter Witz

■ Trotz des „komischen“ 0:3 gegen den BVB mag St. Paulis Maslo nicht lachen

Hamburg (taz) – Ottmar Hitzfeld hatte Mühe, den richtigen Weg zu finden. „Geht das hier zur Pressekonferenz?“ fragte der Trainer von Borussia Dortmund sehr skeptisch in die Runde. Doch auch Manager Michael Meier konnte nicht entscheidend dazu beitragen, die Orientierungsschwierigkeiten zu beseitigen: „Ich glaube schon.“ Restlos überzeugend klang das nicht, und es bedurfte schon resoluter Führungsarbeit von St. Paulis Kotrainer Nemet, bis der Troß sicher im Mediencontainer angelangt war.

Besonders grämen muß Hitzfeld (46) sich deswegen nicht. Es ist ja schon ein paar Jahre her, daß der Meister das letzte Mal am Millerntor gespielt hat. Das war in der Saison 1990/91, als St. Pauli abstieg – vor seiner Zeit also. Außerdem hatte er schon Sorgen genug, denn trotz des 3:0-Erfolges war „noch viel Sand im Getriebe“. Seine Mannschaft habe in der ersten Halbzeit „schlecht“ und „ohne Effizienz nach vorne“ gespielt: „Der Sieg ist viel zu hoch ausgefallen.“

Dem mochte auch Kollege Uli Maslo nicht widersprechen, der „kaum einen Unterschied“ zwischen Meister und Aufsteiger gesehen hatte: „Das Ergebnis ist ein Witz.“ Ein schlechter, natürlich. Aber was zählen am Ende die klugen Erkenntnisse, all das Lob und Schultergeklopfe, wenn der Gegner mit den Punkten abzieht, weil zweimal Heiko Herrlich und Michael Zorc trafen, die eigenen Spieler aber trotz vieler Gelegenheiten nicht?

Wir die Ehre, ihr den Lohn: Darum mußte Paulis Carsten Pröpper bei torlosem Spielstand einen Strafstoß verschießen – „die Schlüsselszene“, befand Hitzfeld. Und darum durfte Matthias Sammer auch bis zum Schlußpfiff mitmachen. Schon gelb belastet, leistete sich der Wiedergenesene nach einer Stunde einen weiteren Fehltritt. Doch Schiedsrichter Best verwarnte statt dessen Zorc, weil der gerade in der Nähe herumstand. Hitzfeld fand das eine „komische Entscheidung“, über die Maslo jedoch nicht lachen konnte: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Seine Laune besserte sich auch nicht, als Jürgen Kohler wenig später vom Platz mußte, weil er an den Haaren gezogen haben soll, was sein angebliches Opfer, Michel Dinzey, jedoch nicht bestätigen konnte. „Sehr rätselhaft“, sprach Hitzfeld. Doch allzu lange wollte er sich damit nicht befassen: Am Mittwoch abend wartet in der Champions League Juventus Turin. Routine alleine wird dann nicht reichen. Aber vielleicht kommt von irgendwoher ja wieder eine helfende Hand, die dem Trainer den Weg zeigt. Clemens Gerlach