Olivetti holt sich Geld von den Banken

■ Der italienische Telekommunikationskonzern konnte die Hereinnahme neuer Teilhaber vermeiden / Doppelte Niederlage für Ex-Ministerpräsident Berlusconi

Rom (taz) – Daß er seine legendäre Schlitzohrigkeit nicht eingebüßt hat, zeigt Italiens drittgrößter Privatunternehmer, Carlo De Benedetti, dieser Tage erneut. Nicht einmal die Andeutung eines Gerüchts war bis zum Sonnabend in die Medien gedrungen, daß es seinem Olivetti-Konzern finanziell nicht gutgehe. Doch dann gab der Chef persönlich bekannt, daß seine Holding dringend Geld brauche – mehrere zehntausend Arbeitsplätze seien in Gefahr. Außerdem könne sich Italien ansonsten die Hoffnung auf eine führende Rolle im europäischen Telekommunikationssektor abschminken.

Einbrüche im Computergeschäft und die immer massivere Konkurrenz der fernöstlichen Telekommunikationskonzerne hätten den fast ausschließlich auf High-Tech spezialisierten ehemaligen Schreibmaschinenhersteller weit in die roten Zahlen getrieben, begründete De Benedetti die Misere. Außerdem seien mehrere Joint-ventures mit überseeischen Partnern gescheitert.

Die Taktik des Großunternehmers zahlte sich aus: Noch ehe Börsenspekulanten ihre Aktien verschleudern konnten, teilte De Benedetti frohgemut mit, er habe die Sache bereits im Griff. Mehrere Banken würden – „getragen vom Vertrauen in diesen Konzern“ – umgerechnet an die 2,5 Milliarden Mark einschießen. Nur etwa 5.000 Stellen müßten abgebaut werden und damit kaum mehr als aufgrund der jährlichen Fluktuation durch Pensionierungen.

Höchst verärgert nahm De Benedettis politischer Todfeind Silvio Berlusconi die Sache hin. Seine Zeitungen hatten nach De Benedettis Krisen-Eingeständnis für kommende Woche ein Trommelfeuer auf den Eigner der berlusconikritischsten Tageszeitung, la Repubblica, und des bissigen Nachrichtenjournals L'Espresso geplant. L'Espresso kommt diese Woche mit Enthüllungen über Wucherpreise von Berlusconi-Firmen beim Verkauf von Wohnungen an den Staat heraus. Grundtenor: Der Mann und sein Konzern sind durch und durch unseriös.

Aber nicht nur derlei Enthüllungen machen dem ehemaligen Ministerpräsidenten zu schaffen. Hinzu kommt, daß Berlusconi sein marodes Imperium vor zwei Monaten nur durch die Hereinnahme dreier ausländischer Gesellschafter – Ruperts, Kirchs und eines Ölscheichs – sanieren konnte. Bei Olivetti bleibt hingegen alles bei den alten Eigentumsverhältnissen: Die Banken scheinen tatsächlich so viel Vertrauen in Olivetti zu haben, daß sie nicht auf einem Einstieg als Teilhaber bestehen, sondern üppige Kredite einschießen: Die Bonität bleibt damit unangekratzt. Werner Raith