Wie Maden baden gehen

■ Die appetitliche Biotonne: Pfälzischer Tüftler läßt Sporen und anderes Krabbelzeugs an einem Wassergraben scheitern. Eine Idee für Bremen?

Faulige Schwaden umwehen unsere Biotonnen, wohlgenährte Maden mühen sich über den Tonnenrand – nicht nur BremerInnen grausen sich da. Auch im pfälzischen Haßloch gibt's Biotonnen. Und Tüftler. Etwa den 55jährigen Dieter Sauerhöfer. Der verfiel in seinem Ekel vor dem Feind auf eine mittelalterliche Strategie: den Wassergraben.

Also klebte Dieter Sauerhöfer eine Rinne rund um den Tonnenrand, füllte die Rinne mit Wasser, klappte den Deckel wieder zu und setzte sich in Beobachterpositur: Keine Made schaffte es mehr raus. Und: So zuverlässig wie ein Toilettensiphon hielten Deckelrand und Wasserrinne den Gärgeruch in der Tonne. Sauerhöfer ließ sich diese Erfindung patentieren und stellte sie auf der Kölner Fachmesse „Entsorga“ vor. An den Bremer Entsorgungsbetrieben (BEB) allerdings ist diese Erfindung vorbeigegangen.

„Klingt ja superexotisch“, lacht Friedhelm Behrens, Sprecher der BEB, als die taz ihm von der Strategie „Wassergraben“ erzählt. Nachfragen will Behrens trotzdem. Allerdings können sich die BEB schon jetzt kaum mehr retten vor ErfinderInnen. Laufend würden neue „Lösungen“ des Biotonnen-Problems reingereicht: vom geruchsbindenden Einstreu-Granulat bis zur Gummilasche unterm Deckel. Die meisten Ideen scheitern an der Frage nach den Kosten. Der „Wassergraben“ etwa, meint der BEB-Sprecher, würde wohl die Umrüstung der gesamten Tonne erfordern.

Doch auch die BEB selbst sinnen auf Lösung. So wartet man derzeit sehnsüchtig auf eine Probesendung von Deckeln aus dem Münsterland. Dort nämlich wurden, gefördert von der staatlichen Bundesstiftung Umwelt, Biotonnen-Deckel mit Filter entwickelt. Damit auch Immungeschwächte in den Genuß einer Biotonne kommen können. Der Filter läßt frische Luft rein (was den Gärungsprozeß hemmt), aber keinen Gestank raus, Sporen und Maden sowieso nicht. Der Haken an der Sache: Der Filterdeckel ist mit 30-40 Mark so teuer wie eine ganze Tonne.

Das „Grundproblem“ löse ohnehin keine dieser angeblichen Lösungen, klagt BEB-Sprecher Behrens: das Problem, daß es in der Biotonne gärt und zwar umso heftiger, je verschmutzter die Tonne ist. So erwägten die BEB durchaus, Spülwagen durch die Straßen fahren zu lassen – allein die Kosten! Sollte sich die Eimerspülung als zu teuer herausstellen, werde man den BremerInnen weiterhin zur „Zeitungslösung“ raten: Eine Lage Zeitungspapier auf den Boden der Tonne legen, und die ganze Feuchtigkeit wird aufgesogen – kein Gären, kein Gestank. Schließlich, so die BEB, beinhalte Druckerschwärze heute kein Blei mehr. cis