Unterm Strich

Die Entscheidung über die für 1997 geplante Einführung der Rechtschreibreform in Deutschland wird sich verzögern. Nach der ursprünglichen Planung sollte das Thema auf der Ende September anstehenden Kultusministerkonferenz in Halle abschließend behandelt werden. Nach einer Ankündigung des thüringischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel vom Sonntag wird die Rechtschreibreform aber nunmehr zu einem späteren Zeitpunkt auf der Ebene der Regierungschefs aller 16 Bundesländer beraten. In Erfurt erklärte der CDU-Politiker, er habe den Komplex auf die Tagesordnung der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz Ende Oktober setzen lassen. Es könne nicht angehen, daß ein Vorgang dieser Rangordnung nun plötzlich im Eiltempo durchgeboxt werde. Das trage weder dem Anliegen noch den zu erwartenden Folgen Rechnung. Bei einem solchen Thema sei auf eine breite öffentliche Diskussion nicht zu verzichten, betonte der thüringische Ministerpräsident. Auch die Kultusministerin von Baden- Württemberg, Annette Schavan, hat sich für ein derartiges Vorgehen ausgesprochen. Dagegen wolle die Sprecherin der SPD-regierten Länder, Kiels Kultusministerin Marianne Tidick, am vorgesehenen Zeitplan festhalten, schrieb Focus. Der Rechtschreibreform liegt ein Regelwerk zugrunde, das im November 1994 auf einer internationalen Konferenz in Wien verabschiedet und von Österreich und der Schweiz bereits gebilligt wurde. Umstritten sind vor allem die Eindeutschung von Fremdwörtern mit neuen Schreibweisen wie „Rytmus“, „Katastrofe“ und „Alfabet“, „Packet“ statt Paket sowie Neuerungen wie „Tron“, „Frefel“ und „Gräuel“. Für eine Annahme der Rechtschreibreform ist in der Kultusministerkonferenz Einstimmigkeit erforderlich.

Nähert sich da womöglich eine weitere Debatte? Mit Nachdruck hat sich Bayerns Finanzminister Georg von Waldenfels (CSU) in einem Beitrag für Focus gegen eine Wiederveröffentlichung von Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“ ausgesprochen. Für die Nachlaßverwaltung der Rechte des NS-Diktators ist die Staatsregierung zuständig. Nach Ansicht von Waldenfels' hätte die Publikation des Nazi-Buches schädliche Folgen im In- und Ausland. In der Vergangenheit habe es der Freistaat immer wieder abgelehnt, den Nachdruck des Buches freizugeben. Die Publikation des Werks in Israel

sei ein besonderer Fall, weil sie durch die Hebräische Universität von Jerusalem in Abstimmung mit der Regierung von Israel erfolge. Diese Situation respektiere er. „Aber es muß ein Einzelfall bleiben.“ Auch wenn das Buch „geistiger Wirrwarr, schwerverständlich und nahezu unlesbar“ sei, dürfe es nicht wieder auf den Markt kommen, unterstrich von Waldenfels. Es sei eben nicht „nur ein Stück Literatur, wertloser als jeder Groschenroman, sondern vor allem ein Symbol der Nazis wie das Hakenkreuz“. Dieses Zeichen, das an sich harmlos sei, beschwört in Verbindung mit der Vergangenheit böse Erinnerungen herauf und bleibt deswegen verboten.“

„Der Mann, der die Frauen liebte“ ist tot: Der französische Schauspieler Charles Denner, der vor allem in der Titelrolle des besagten Truffaut- Films bekannt wurde, ist am Sonntag im Alter von 69 Jahren gestorben. Er erlag in einem Krankenhaus in Dreux bei Paris einem Krebsleiden.