■ Friedensdienste
: Sozialarbeit auf Zeit

Mehr als 20 Organisationen bieten allein in Deutschland sogenannte Friedensdienste an. Die meist jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer engagieren sich unbezahlt über Wochen und Monate in sozialen Projekten. Statt ihre Ferien am Strand zu verbringen, pflegen sie jüdische Friedhöfe und Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager, arbeiten in Behinderteneinrichtungen oder helfen in Kinderheimen aus.

Ein Vermittler für die soziale Arbeit auf Zeit ist in der Bundesrepublik Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF). Rund 500 Jugendliche melden sich jährlich allein bei dieser Organisation für eines der über zwanzig Sommerlager an, die vor allem in Osteuropa und Israel stattfinden. Jedes Jahr fahren außerdem über hundert Schulklassen, StudentInnen und Jugendgruppen unter Leitung von Aktion Sühnezeichen nach Polen. Sie arbeiten in den Gedenkstätten Auschwitz, Majdanek und Stutthof und treffen während ihres Aufenthalts Einheimische. Dabei haben sie die Möglichkeit, sich intensiv mit Fragen zur Geschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.

140 Plätze vermittelt die Organisation für 18monatige Dienste im Ausland. In Israel können volljährige Jugendliche für diese Zeit in der europäisch-israelischen Jugendbegegnungsstätte in Yad Vashem mitarbeiten oder sich an jüdisch-arabischen Versöhnungsinitiativen beteiligen. Genügend Arbeit für Friedensdienstler gibt es auch in Frauenhäusern, Kinderheimen oder Holocaust-Forschungsstätten in den USA, Polen, Belgien oder Frankreich. In Rußland und Weißrußland engagiert sich ASF mittlerweile in Moskau, St. Petersburg und Minsk. Im Vordergrund steht hier die Betreuung von alten und behinderten Menschen.

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste wurde 1958 von Mitgliedern der Evangelischen Kirche in Deutschland gegründet. Ziel der Organisation ist es, das Gedenken an die Millionen ermordeten Juden aufrechtzuerhalten und Wiedergutmachungsarbeit zu leisten. In den ersten Jahren beschränkte sich die Arbeit von ASF überwiegend auf den Wiederaufbau von Kirchen und sozialen Einrichtungen im In- und Ausland. Junge Freiwillige halfen unter anderem beim Bau der Sozialakademie in Rotterdam, einer Kirche in Norwegen und einer Bewässerungsanlage auf Kreta.

An die Stelle der Bauarbeiten trat Mitte der sechziger Jahre der soziale Friedensdienst. Die Nachfrage nach den Arbeitsaufenthalten im Ausland ist groß. Jedes Jahr bekommen rund 200 Interessierte eine Absage, weil schon alle Plätze in den Friedensprojekten vergeben sind.cb

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF), Auguststr. 80, 10117 Berlin, Tel. (030) 28395184.

Adressen von anderen Friedensdienst-Anbietern gibt es bei der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), Blücherstr. 14, 53115 Bonn, Tel. (0228) 229192.