Brandenburg wird in 50 Jahren zur Steppe

■ Neue Klimastudie zeigt große Risiken für Landwirtschaft und Gesundheit

Berlin (taz) – Vertrocknete Dornbüsche fegen durch das brandenburgische Brodowin. Der kleine See am Dorfrand ist zum Tümpel geschrumpft, das Thermometer vor der Dorfkneipe zeigt 41 Grad Celsius, und das Bier ist alle. Wir schreiben das Jahr 2050.

11. September 1995: In Potsdam stellt Landesumweltminister Matthias Platzeck eine neue Klimastudie vor, die eben dieses befürchten läßt. Die Wissenschaftler des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) rechnen in dem 150-Seiten-Bericht vor, daß es in dem Bundesland in 50 Jahren wahrscheinlich 1,5 Grad wärmer sein wird als heute. Möglich sei sogar eine Erwärmung von durchschnittlich 3,8 Grad Celsius. Lange heiße Sommer ließen die Sterblichkeit in den Sommermonaten steigen. Platzeck kommentierte die Ergebnisse trocken: „Es könnte sein, daß wir mit für unser Land nachteiligen Veränderungen des Klimas rechnen müssen.“

Am schlimmsten wäre nach den Berechnungen der Wissenschaftler gar nicht die Hitze. Probleme drohen vor allem, weil das ohnehin trockene Brandenburg noch trockener würde. Die Niederschläge könnten um ein Drittel oder 200 Millimeter im Jahr zurückgehen. In den Wäldern würden dann die Buchen verschwinden und durch trockenheitsresistente Kiefern und Eichen ersetzt. Die Waldbrandgefahr wäre größer. Die Wissenschaftler sehen erhebliche Risiken für die Land- und Forstwirtschaft und „einen Trend zur Steppe“.

Grundlage für die Studie der Potsdamer Wissenschaftler sind die Meßdaten der Wetterstation Potsdam von 1937 bis 1992. Für Platzeck ist nach der Studie klar, daß mit einer vorsorgenden Klimapolitik endlich ernst gemacht werden muß. Auch in Brandenburg: Dort wird heute pro Kopf immer noch 50 Prozent mehr Kohlendioxid in die Luft geblasen als im Bundesdurchschnitt. ten