Pflugradt läßt Amt doch ruhen

■ CDU-Politiker wollte einer Abstimmung zuvorkommen

Helmut Pflugradt, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Bremer CDU, wird sein Amt „nicht ausüben“ bis zur „endgültigen Klärung“ des Vorwurfes, das Swimmingpool in seinem Haus sei der „Tatort“ einer Vergewaltigung gewesen. Dies teilte Pflugradt gestern schriftlich mit. „Einzelne Kollegen“, so begründete er seinen Schritt, hätten die öffentlichen Vorwürfe „zum Anlaß genommen, der Fraktion eine Abstimmung über die weitere Wahrnehmung meiner Funktion anzutragen“. Dieser Abstimmung wollte er zuvorkommen.

Schon im vergangenen Herbst hatte ein 22jähriger Mann Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt und berichtet, er sei in Bremen von einem Gelegenheits-Bekannten im BMW zu einem Haus mit Swimmingpool gefahren und dort vergewaltigt worden. Als dem jungen Mann schließlich Fotos von dem Haus Pflugradts vorgelegt wurden, bestätigte er den Tatort.

Die Täterbeschreibung trifft eindeutig nicht auf Pflugradt zu. Immerhin wäre der CDU-Politiker aber ein wichtiger Zeuge, da nur er sagen kann, wer zu seinem Haus einen Schlüssel hat und damals, einen Tag nach dem Bonner CDU-Parteitag, bei ihm abends in die Garage fahren konnte. Der 22jährige hatte angegeben, er habe den Täter, der ihn dann zum Hause Pflugradts fuhr, im Zug aus Bonn nach Bremen kennengelernt. Zu dem Vorwurf schreibt Pflugradt lakonisch den einen Satz, „daß in meinem Haus keine Straftat begangen wurde“. Bisher gab es von ihm nur ein „Alles Quatsch“. Für Nachfragen stand er auch gestern nicht zur Verfügung. Pflugradt bestreitet dabei nicht, daß an jenem Tag ein Bekannter, der bei ihm frei ein- und ausgehen kann, den 22jährigen in sein Swimmingpool mitgenommen hat; Pflugradt bestreitet nur die mögliche strafrechtliche Bewertung durch den 22jährigen Mann.

Die CDU-Fraktion hat gestern die Staatsanwaltschaft aufgefordert, „endlich den Sachverhalt aufzuklären und die gezielten Indiskretionen zu beenden“. K.W.