Fatah gegen Arafat

■ Palästinenser in Hebron drohen mit Boykott der Autonomiewahlen

Tel Aviv (taz) – Für den Fall, daß weiterhin israelische Siedler unter dem Schutz israelischer Soldaten im Zentrum der Westbankstadt Hebron leben dürfen, wird die dortige Gruppe der Fatah Wahlen zu einer palästinensischen Selbstverwaltung boykottieren.

Die Fatah wird von PLO-Chef Jassir Arafat geführt und bildet die größte und einflußreichste Fraktion inerhalb der PLO. Gestern erklärte der lokale Chef der Organisation in Hebron, Muhammad Hurani, eine „Sonderlösung“ für die Stadt sei nicht akzeptabel. Nach dem in Oslo ausgehandelten Friedensabkommen zwischen Israel und der PLO müssen alle israelischen Militärs palästinensische Städte und Ballungszentren in der Westbank räumen. In den letzten Woche hatten die Israelis wiederholt eine Sonderregelung für Hebron gefordert, weil sich im arabischen Zentrum der Stadt eine jüdische Siedlung befindet.

Hurani nimmt als Vertreter der Fatah an den israelisch-palästinensischen Verhandlungen teil. Die in Eilat tagenden Delegationen verhandeln seit dem Wochenende zum wiederholten Mal über die Umsetzung der „Oslo 2“ genannten nächsten Phase der palästinensischen Autonomie. Hurani berichtete, daß die Fatah-Führung der gesamten Westbank in der vergangenen Woche den Boykott beschlossen habe. Damit sei ein offener Konflikt zwischen der Fatah und der von Arafat geführten palästinensischen Autonomieregierung möglich. Konzessionen Arafats an die Israelis, die grundsätzliche Veränderungen in Hebron weiter verschieben, würden zudem die palästinensische Opposition zu Arafat stärken.

Derzeit leben in der Hebroner Innenstadt 52 jüdische Familien mit zusammen 215 Kindern. Hinzu kommen 150 Talmud-Schüler. Wenn sie dort bleiben, will Israel auch den dazugehörigen Militärschutz in Hebron beibehalten. Aus palästinensischer Sicht bedeutet das eine Fortsetzung der Besatzung. Die große jüdische Vorstadtsiedlung Kiriat Arba am Rande Hebrons steht in den israelisch-palästinensischen Gesprächen derzeit nicht zur Debatte. Amos Wollin