■ Mit Parkplatzkosten auf du und du
: Ausbeuter am Steuer

Berlin (taz) – Noch immer träumen viele AutofahrerInnen von den Zeiten, als die Parkuhr sich mit nur einem Groschen zufriedengab. Solarbetriebene Gebührenautomaten am Straßenrand und Stundenhotels für Autos kosten inzwischen mehrere Mark – und provozieren regelmäßig wüste Schimpftiraden der BenutzerInnen. Doch tatsächlichen Grund zum Meckern haben nur die NichtautobesitzerInnen: Denn sie subventionieren nach wie vor die Parkplätze ihrer autofahrenden Mitmenschen.

Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie hat ausgerechnet, daß die deutschen Kommunen im Jahr 1991 für Parkplätze zwischen 9 und 15 Milliarden Mark ausgegeben haben. Selbst dort, wo happige Preise verlangt werden, machen die Stadtkämmerer häufig kein Plus: Die Parkuhren müssen kontrolliert und gewartet werden, und außerdem sind viele Leute damit beschäftigt, das Geld von den Falschparkern einzutreiben. „Der stattlichen Summe von 50 Millionen Mark, die die Stadt Köln 1995 voraussichtlich per Parkgebühren, Strafzettel und Bußgelder einnimmt, stehen Ausgaben von 42 Millionen gegenüber“, schreibt fairkehr. Noch nicht einmal darin enthalten ist der Bau neuer Parkplätze.

Gerade der aber ist besonders kostenintensiv: Schon ein einfacher Parkplatz ohne Überdachung kostet zwischen 2.000 und 15.000 Mark – je nach Lage. Hoch- und Tiefgaragenplätze erreichen leicht Preise von Eigentumswohnungen: 30.000 bis 100.000 Mark gelten hier als normal; wenn umfangreiche Bohrungen oder Abstützmaßnahmen für umliegende Gebäude vorgenommen werden müssen, kann es auch noch wesentlich teurer werden.

Zur Zeit forschen mehrere Ingenieurbüros über mechanische Parksysteme, bei denen die Autos mit Hebebühnen in Regale gestapelt oder auf verschiebbaren Platten platzsparend gelagert werden können. Bei vollautomatischen Systemen kann jeder Stellplatz dann gut und gerne mit weiteren 20.000 bis 35.000 Mark zu Buche schlagen.

Kein Wunder also, daß Parkhäuser fast nie rentabel bewirtschaftet werden können und die Städte gezwungen sind, den privaten Betreibern die Differenz zuzuschießen. Autolose ZeitgenossInnen subventionieren jedoch auch direkt mit ihrer Miete den Platz für die Blechkisten, wie fairkehr nachweist. Weil die Stellplatzverordnung von 1939 vorschreibt, daß zu jedem Gebäude eine bestimmte Anzahl von Parkplätzen gehören muß und der Preis dafür in die Miete einberechnet wird, kommen auch für autolose Zeitgenossen häufig zwischen 100 und 300 Mark höhere Mieten zustande. aje