■ Daumenkino
: French Kiss

Achtung, Achtung, kleine Durchsage von eurem Larry! Ja genau, hier spricht euer Regisseur. Ein wenig Aufmerksamkeit, bitte! Wir drehen hier jetzt gleich eine Szene, und wem es noch nicht aufgefallen ist, das hier ist Paris, wir sind in Paris, deshalb macht die Straßen schön naß, in Europa regnet's schließlich die ganze Zeit. Dann kommt Mrs. Ryan um die Ecke ... Heyhey, könnt ihr da hinten mal das Gekicher lassen und den Mikroständer richtigrum halten? Nein, diesmal imitiert sie keinen Orgasmus, sie läßt die Schultern hängen, das macht sich gut in einem regennassen Paris, schließlich ist sie verzweifelt, das soll man auch deutlich sehen. Deshalb ein Hinweis an die Maske: Zerzauselt ihr die Haare richtig toll, sie ist schließlich verwirrt. Außerdem sieht sie dann jünger aus, als sie eigentlich ist. Dieses Mädchenhafte, das mögen die Leute. Hinter ihr her gerannt kommt dann Mr. Kline. Fixiert ihm bitte eine Locke in der Stirn, er muß verwegener aussehen als bisher, schließlich soll er ein Franzose sein. Ein romantischer Franzose, einer, der eklige Zigaretten raucht und haufenweise Wein säuft und abgenutzte Lederjacken trägt und wie ein Bekloppter Auto fährt, ein Franzose halt. Und den Schnurrbart nicht vergessen, nur etwas kleiner als gestern, bitte, nicht wieder so walrossig, das war dann doch zuviel des Guten, man möchte den Mann ja noch küssen wollen.

Die Szene, die wir jetzt drehen, ist eine wichtige Szene, sie enthält quasi den ganzen Film: Sie laufen voreinander weg, rennen auseinander und laufen wieder weg – also genau das, was auch den ganzen Film lang passiert. Mrs. Ryan ist sehr hysterisch, wedelt mit den Armen, wie sie das den ganzen Film macht, und guckt möglichst verblüfft aus ihren großen Kulleraugen, wie sie das auch den ganzen Film macht. Vielleicht kann ihr jemand ja noch was von diesem pupillenvergrößernden Zeugs in die Augen kippen kurz vorher. Mr. Kline ist auch hysterisch, wedelt mit den Armen und schreit rum, so wie er das den ganzen Film macht. Ein wenig Verblüffung im Blick wäre gar nicht mal schlecht. Und Mr. Kline möchte bitte nicht seinen französischen Akzent vergessen. Der muß richtig fett kommen, das ist sexy. Wozu haben wir ihn sonst zwei Monate zum Büffeln auf diese teure Schule in New York geschickt. Das Ganze soll sehr romantisch und trotzdem komisch sein, wir drehen hier schließlich eine romantische Komödie. Das nur als Hinweis für die, die noch nicht wissen, warum sie hier sind.

So, laßt uns jetzt anfangen. Und daß mir das alles hier flott vonstatten geht, der blöde Billy Crystal dreht gerade auch so ein Ding mit dem „Harry und Sally“- Bonus und dem Paris-Trick. Wir müssen vor ihm ins Kino kommen ... to

„French Kiss“, R: Lawrence Kasdan, B: Adam Brooks, D: Meg Ryan, Kevin Kline, Timothy Hutton, Jean Reno, USA 1995, 112 Minuten