Unterm Strich

Der Münchener Produzent Bernd Eichinger hat kund- und zu wissen gegeben, daß die Rechte für „Der Bewegte Mann“, den zweiterfolgreichsten Film in Deutschland nach „Schindlers Liste“, nicht in die USA verkauft werden. Statt dessen ist mit einer Neuauflage mit englischem Cast zu rechnen. Eichinger will Roß und Reiter selbst bestimmen, „gibt mehr Geld“, hat er Variety freimütig erklärt, und da bleibt uns nur zu wünschen: good riddance! Mehrere Reinkarnationen von Andy Warhol werden demnächst im Kino zu sehen sein. Ausgerechnet David Bowie wird Warhol sein, in Julian Schnabels biopic des Malers Jean Michel Basquiats, mit dem Titel „Build a Fort, Set It on Fire“. Derweilen ist bei Samuel Goldwyn ein Film mit dem Titel „I Shot Andy Warhol“ in Arbeit, worin Jared Harris Warhol gibt. Hinzu kommen schließlich Gerüchte, daß Crispin Glover, der schon mal in Oliver Stones „The Doors“ Warhol spielte, diesmal als ebender in „The Life And Death of Andy Warhol“ auftreten wird, nach einem Buch von Victor Bockris. „Wir werden es“, so Regisseur Amos Poe, „im Warhol-Stil machen: 16 mm und dann aufblasen, very pop and underground.“ Na denn.

„Entertainment Weekly“ fragte nach:

1. Wer wird auch noch in zwanzig Jahren ein Star sein? Antworten: Sharon Stone, Sandra Bullock, Val Kilmer, Chris O'Donnel, David Caruso, Alicia Silverstone. Von gewissen Kulturredakteusen wichtiger deutscher Zeitungen war natürlich wieder nicht die Rede.

2. Wenn Sie ein Studioboß wären, welchen DarstellerInnen würden Sie am meisten zahlen? Antwort: Tom Hanks, Demi Moore, Julia Roberts und Meryl Streep auf gleicher Höhe, Arnold Schwarzenegger und Meg Ryan auf ebenso gleicher Höhe, Tom Cruise, Bruce Willis, Sandra Bullock, Jim Carrey.

Interessant, die beiden Antworten miteinander abzugleichen. Auf die Frage, welche Genres bevorzugt werden: Komödien, Familienfilme, seriöse Dramen, Thriller, Action/Romantic auf gleicher Höhe, Western (!), Neuverfilmungen (was immer das ist!!!), Filme nach TV-Serien, Fortsetzungen (!), Filme nach Comics.

Dann folgte die hochinteressante Frage: Hat die Berichterstattung über Waterworld Ihren Besuch des Films beeinflußt? (Man erinnert sich: Die Vorberichte waren in

der Regel niederschmetternd gewesen, Desaster des Jahrhunderts und so weiter.) Antwort: Ein Interesse hat sie bei 26 Prozent geweckt; das Interesse gemindert bei 8 Prozent, und überhaupt keinen Einfluß hatte sie auf 63 Prozent. Für „Waterworld“ freut es einen ja, aber für die eigene Zunft? Bißchen ernster könnte man doch wohl genommen werden, wie?

Pavarotti sang für bosnische Kinder. Das ist nicht nur schön, sondern führte auch dazu, daß Prinzessin Diana bei ihm in der ersten Reihe saß. (Bei uns reihern sie immer in die ersten Sitze, höhö.) Bei einer Live-Übertragung durch RAI wurde eine Spendennummer eingeblendet. Weitere Teilnehmer waren U2, Cranberries, Meat Loaf, Bono.

Raten Sie, wer den Nixon spielt. Anthony Hopkins! Und schon wissen amerikanische Kollegen zu berichten, daß er eine unvergleichlich paranoide Körpersprache an den Tag legt. Der Film von Oliver Stone, der an seiner Sechziger-Jahre-Mythologie weiterbastelt, wird ab 22. 12. in die Kinos kommen.

Vor einem New Yorker Gericht streiten die Eltern von Macauley Kevin Culkin noch immer um das Sorgerecht für ihn und seine Geschwister und damit natürlich auch um das Sorgerecht für die vielen Millionen, die „Kevin allein zu Haus“ und die Folgen abgeworfen haben. Der gefürchtete New Yorker Kinderpsychiater Stephen Herman soll ein Gutachten erstellen. Er war in der Auseinandersetzung zwischen Mia Farrow und Woody Allen für Frau Farrow eingetreten und kann einige der Lorbeeren für ihren Prozeßsieg für sich beanspruchen.

Die arme Geena Davis widerum muß sich mit Matthew Modine zufriedengeben, als Co-Star in „Cutthroat Island“. Andere männliche Stars hatten reihenweise abgesagt, weil ihr Mann Regie führt und man deshalb Angst hatte, gleich von zwei Seiten in die Tasche gesteckt zu werden. Aber Matthew Modine? Das ist wirklich bitter.

Als sei man mit alldem nicht gestraft genug, kommt nun Eddie Murphy an der Seite von Angela Bassett als Vampir ins Kino, der sich eben lange nicht entscheiden kann, ob er sie aussaugen oder heiraten soll. Bei manchen Leuten kommt das ja durchaus aufs selbe hinaus.

Gabi Gleichmann, der Norweger Literaturjournalist und PEN-Vorsitzende, der Taslima Nasrin während ihres Aufenthalts dort betreute, schrieb in der Tageszeitung „Aftenposten“, Grass habe ein „weder künstlerisch noch ideologisch bedeutsames Buch“ vorgelegt. Schon sieht man Antje Volmer zum Telefon greifen, um das Regelwerk der Kritik auch durch das Europäische Parlament absichern zu lassen, da schiebt Gleichmann nach: „Grass wird nicht das erste Mal öffentlich geschlachtet und verhöhnt. Aber nie zuvor waren die Angriffe gegen ihn so schmutzig und infam.“ Am Buch kann's nicht gelegen haben?