Das Portrait
: Mathe-Jet-setter

■ Gunter Sachs

1966 war es soweit: Er hatte sie! Fritz Gunter Sachs ehelichte Brigitte Bardot und besiegelte damit zwar nicht den End- aber eindeutig den Höhepunkt seiner Karriere als erster und einziger deutscher Playboy von internationalem Format. Dieser Ruf klebt bis auf den heutigen Tag wie Pech an ihm. Sachs wurde 1932 als jüngerer Sohn des Konsuls Willy Sachs, Alleininhaber der Kugellager- und Motorenwerke Fichtel & Sachs geboren. Er wuchs in der Schweiz auf, studierte Mathematik und erwarb ein Dolmetscherdiplom. Doch dann war Schluß. Während sein Bruder Ernst Wilhelm nach dem Selbstmord des Vaters 1958 die Kugellagergeschäftige weiterführte, wandte sich Gunter Sachs dem Jet-set zu, und fortan klebte das Image eines Playboys an ihm wie eine Krankheit, deren Symptome sich allerdings erst viel später zeigen sollten.

Die deutsche Öffentlichkeit verfolgte seine Eskapaden damals mit Sympathie. Durch sie wurde der Avantgarde-Playboy zum Botschafter deutscher Weltläufigkeit, an der es den 50ern und 60ern gebrach. Außerdem gelang dem reichen Erben der stilistische Spagat zwischen der für in diesen Kreisen gern verdeckten Akkumulation von Geld unguten Ursprungs und dem ostentativen Verschleudern desselben. So lernten die Flick-Erben Mick und Muck das Geschäft des Gelderwerbs inklusive kompensatorischer Wohltätigkeit und Wohlanständigkeit noch von der Pieke auf; Adelssproß Arndt von Bohlen und Halbach hingegen verletzte mit seinem Parvenü-Geständnis, er brauche täglich „2.000 Mark Klimpergeld“, die Gesetze distinktiver Diskretion. Sachs' Exzesse blieben dagegen immer elegant. Und er konnte sie sich leisten: Schon in den 60ern baute er seine Micmac-Ladenkette auf, die beim Verkauf 1981 einen Jahresumsatz von 55 Millionen Franc erreichte.

Gunter Sachs Foto: Ullstein

Trotzdem: Einem wie ihm nimmt man ökonomische Intelligenz nicht wirklich ab. Auch seine mit dem Prädikat „wertvoll“ ausgezeichneten Südseefilme, seine Arbeit als Fotograf gelten höchstens als Freizeitvergnügen eines gelangweilten Reichen. Vor kurzem hat sich Gunter Sachs seiner Ausbildung erinnert und ein „Institut zur emiprischen und mathematischen Untersuchung des möglichen Wahrheitsgehaltes der Astrologie in bezug auf den menschlichen Charakter“ (IMWA) gegründet. Dort hat er die Existenz einer nicht mystischen Astrologie nachgewiesen. Mit mathematisch-statistischen Methoden. Barbara Häusler