: Notschrei mit Cello
■ „Pierrot Lunaire“ in der Galerie Rabus
Schönbergs Musik tut dem Hörer die Ehre an, indem sie ihm nichts konzediert“ (Theodor W. Adorno). Tatsächlich wird er oder sie ganz besonders mit Arnold Schönbergs „Pierrot Lunaire“ geehrt, dem ersten Stück in der Neuen Musik, in dem die Singstimme zwischen Sprechen und Singen auf eine Weise gefordert wird, die zur Grundlage für die Vokalmusik des ganzen Jahrhunderts wurde. Die Vertonung der dreimal sieben Gedichte – in der Maske der Commedia-del-Arte-Figuren vorgetragene Gesellschaftskritik – für eine Sprechstimme, Klavier, Flöte, Klarinette, Violine und Cello von Albert Giraud bedeutete vielleicht für Schönberg 1912 die Möglichkeit, die Angst der Zeit zu bewältigen. „Kunst ist der Notschrei jener, die an sich das Schicksal der Menschheit erleben“. Damit formuliert Schönberg das ästhetische Zentrum des Expressionismus.
Das Freiburger Ensemble Aventure spielt das Werk mit der Sängerin Gabriele Kniesel. Der Aufführung geht ein sensationeller Ruf voraus. Ob er eingelöst wird, können die BremerInnen im Konzert in der Galerie Katrin Rabus entscheiden. Katrin Rabus eröffnet mit diesem Konzert – in Zusammenarbeit mit der Projektgruppe Neue Musik – eine neue und eigene Reihe für zeitgenössische Musik. Dabei soll vor allen Dingen die Verbindung von Sehen und Hören in den Mittelpunkt gestellt werden wie im nächsten Konzert mit der Cellistin France-Marie Uitti, die ihre Stücke in Korrespondenz zu Video-Arbeiten von Hooykas/Stansfield spielen wird. Aber auch das Gespräch mit den KünstlerInnen soll ein Schwerpunkt des Angebotes sein.
Ute Schalz-Laurenze
Heute abend in der Galerie Katrin Rabus: 22.30 Uhr Arnold Schönbergs „Pierrot Lunaire“.mit dem Ensemble Aventure, Freiburg. Einführung in das Werk um 21.30 Uhr von Aufführungsleiter Christian Hommel.
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