Krawallmädels

■ Riotgirls in der Stadt: „Babes in Toyland“ vs. „Die Braut haut ins Auge“

Da wird den Riot-Girls und –Boys am Sonntag Heulen und Zähneklappern ankommen: Skrupellose Konzertveranstalter haben es gewagt, zwei Bands mit potentiell ähnlichem Klientel zu gleicher Zeit an verschiedenen Orten in Bremen auf die Bühne zu schicken: „Die Braut haut ins Auge“ sorgen im Tower fürs krasse Kontrastprogramm zum allsonntäglichen „Easy-Listening-Club“ (Hallo Jochen! Was macht Deine Bert-Kaempfert-Sammlung? die Red.) in der Tower-Bar, während „Babes in Toyland“ im Schlachthof Krawall machen.

Immer wieder strapazierten die „Babes“ Nerven und Loyalität ihrer Fans mit Mayor-Deals, Starallüren und publicityträchtigen Trennungsgerüchten, aber die schiere Energie ihres aggressiven, scheppernden Punk-Rocks ließ nie lange böse sein. Jener wutgetriebenen Energie ist es auch zu verdanken, daß man über mangelndes Songwriting-Talent oft hinwegsehen kann.

„Babes in Toyland“ sind entstanden aus der Ursuppe der Riot-Girl-Bewegung, einer Band namens „Sugar Babylon“, in der Sängerin Kat Bjelland einst Seite an Seite mit Jennifer Finch und Courtney Love musizierte. Aber „Sugar Babylon“ gefiel der Göttin nicht, so wurde die Band durch unüberwindbare Kommunikationsprobleme zerschlagen. Finch gründete „L7“, Love fand bei „Hole“ ihr zu Hause und Bjelland segelte mit ihren „Babes“ in eine stürmische Zukunft.

Reifere Songs schreiben hingegten „Die Braut haut ins Auge“ aus Hamburg. Wie es sich für Hamburgerinnen gehört, versteht sich das Quartett eher als Beat- denn als Punk-Band. Anders als bei anderen Hamburger Bands gibt's hier keinen großartigen intellektuellen Überbau – die Girls wollen einfach nur rocken. Wenn sie eine Message haben, richtet sie sich dagegen, eine Message zu haben. Und im Zweifelsfalle auch noch gegen Techno (endlich sagt mal jemand was). A. N.

Sonntag: „Babes in Toyland“ um 20 Uhr im Schlachthof, „Die Braut haut aufs Auge“ um 21 Uhr im Tower