K.O.M.I.T.E.E. gibt Auflösung bekannt

■ Fünf Monate nach fehlgeschlagenem Sprengstoffanschlag auf Abschiebeknast in Grünau gesteht Gruppe Scheitern ein

Das K.O.M.I.T.E.E., das sich zu dem gescheiterten Anschlag auf den Abschiebeknast in Grünau am 11. April dieses Jahres bekannte, hat jetzt das Scheitern und die Auflösung des „Projektes“ bekanntgegeben. In einem sechsseitigen Schreiben teilt die Gruppe mit, daß „schwerwiegende Fehler“ bei dem geplanten Anschlag aufgrund eines „äußerst knapp berechneten Zeit- und Arbeitsplanes“ dazu geführt hätten, den „Blick für das Ganze“ zu verlieren. „Durch diese Fehler wurden Unbeteiligte mit unseren Aktionen in Zusammenhang gebracht wurden“, heißt es.

Die Gruppe gesteht ein, ihr Ziel, „Propaganda für die Möglichkeiten des direkten Eingreifens und Angreifens“ zu betreiben, verfehlt zu haben: „Der von uns anvisierte Effekt, mobilisierend auf die radikale Linke zu wirken, hat sich durch unser Scheitern und durch die Art des Scheitern ins Gegenteil verkehrt!“ Um den Schaden durch „die Funktionalisierung von Personen, die wir der Justiz in die Hände gespielt haben“, zu begrenzen, wolle man die Auflösung öffentlich machen.

Die Verfasser des Schreibens mit dem Titel „Knapp daneben ist auch vorbei“ erklären, daß die Auflösung des „auf militante Angriffe ausgerichteten“ Projektes „kein Abgesang auf militante Politikformen im Allgemeinen, sondern unsere persönliche Konsequenz aus dem Debakel“ sei. „Wir finden es nach wie vor wichtig und richtig“, heißt es weiter, „auch mit militanten Mitteln in die politischen und militärischen Pläne der Herrschenden einzugreifen“.

Das K.O.M.I.T.E.E. widerspricht in der Erklärung Presseberichten über den Anschlag: „Meldungen, wonach im Transit scharf gemachte Bomben gestanden hätten, sind einfach nur lächerlich“. Auch sei der Knast „nicht bestens bewacht“ gewesen. Trotz „intensiver Beobachtungen“ hätten „Streifengänge der Wache“ nicht ausgemacht werden können. Durch die Deponierung von „vier Propangasflaschen mit je 30 kg Natriumchlorat-Puderzucker-Gemisch und Zeitzündern“ sollte „das Hauptgebäude so weit zerstört werden, daß der gesamte Knast hätte abgerissen werden müssen“.

Die Gruppe betont, ihr Plan habe sich gegen das Gebäude, aber nicht gegen Menschen gerichtet. Warntafeln „sollten an den diversen Eingangstüren des Gebäudes angebracht werden, um eventuell doch auf einem Streifengang befindliches Wachpersonal aufzufordern, sich in Sicherheit zu bringen“. Das K.O.M.I.T.E.E. räumt ein, daß das Auffinden der zwei Fahrzeuge in der Nähe des Abschiebeknastes „Resultat einer Panne“ gewesen sei, „in deren Folge wir relativ kopflos die Gefährdung Unbeteiligter aus den Augen verloren haben“. Weiter heißt es, daß das Auto mit den Sprengsätzen gestohlen gewesen sei. Die Polizei hatte einen Tag nach dem versuchten Anschlag die Halterin des Wagens, eine 38jährige Frau, unter dringendem Tatverdacht kurzzeitig festgenommen. Das K.O.M.I.T.E.E. dagegen bezeichnet sich als „Männercombo“. Rückblickend reflektieren die Verfasser: „Unsere Methode, wäre sie erfolgreich gewesen, wäre gewiß nicht die einzige gewesen und vielleicht nicht mal die beste, aber allemal eine bessere als die Klage über die Aussichtlosigkeit linker Politik in einer sich nach rechts bewegenden Gesellschaft.“ Es „wäre ein Fehler“, heißt es weiter, „sämtliche Praxis auf Eis zu legen, bis richtige Strategien gefunden sind“. Eine „Weiterentwicklung“ sei nur „im Rahmen eines praktischen Prozesses von Reflexion und Tat“ möglich. Auch wenn die Gruppe ihr Scheitern einräumt, hofft sie, „daß die Linke Kraft daraus schöpfen könnte, auch mal in schlechteren Zeiten der ständigen Schere zwischen Denken und Handeln getrotzt zu haben“. Noch immer fahndet die Generalbundesanwaltschaft nach den drei Personen, deren Papiere in einem der Wagen gefunden wurden. Gegen die angeblichen Täter wird auch im Zusammenhang mit dem Anschlag auf eine Bundeswehrkaserne im Oktober letzten Jahres in Bad Freienwalde ermittelt. Auch dazu hatte sich das K.O.M.I.T.E.E. bekannt. Barbara Bollwahn

die taz wird das Schreiben in Auszügen dokumentieren