■ Querspalte
: Großer Preis von Karlshorst

Den könnte ich umbringen bzw. in den Rhein werfen, so hat Annemarie Schimme vor sechs Jahren ihre Pläne mit Salman Rushdie umrissen. Daran haben sich jetzt einige Übelnehmer erinnert; wenn es nach denen ginge, dann dürfte selbst ich nicht mehr für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (25.000 Mark = zirka 8.300 Weiße mit Schuß) in Frage kommen, und das kann nicht angehen.

Auch ich habe nämlich eine dumme, mißverständliche Bemerkung getan: Ich habe schlecht über Bild-Politikchef Kai Diekmann gesprochen, auf dem der Fluch islamischer Fanatiker lastet, tief in des Kanzlers Rektum eintauchen zu müssen und nur nach Sonnenuntergang herauszudürfen. Nirgends, außer bei Leo Kirch, ist Diekmann mehr wohlgelitten; oft bleibt ihm nichts, als zu behaupten, er sei Schlagersänger und müsse deshalb Unsinn dichten und etwas Schleim in seine Haare geben. Statt diesem Verfolgten fürsorglich in den Rücken zu treten bzw. in die Seite zu springen, machte ich ihn im Bekanntenkreis verächtlich und klopfte Aphorismen wie: „Wenn ich Kanzler wäre und den Diekmann eines Morgens im Klopapier hätte, ich tät' ihn einfach runterspülen.“ Daß ich eine solche Bemerkung in einem hochsensiblen Fall gemacht habe, so daß man sie, wie ich jetzt erst realisiere, als echte Aussage interpretieren konnte, hat mich selbst erschreckt.

Leider habe ich die schlechte Angewohnheit, ähnlichen Blödsinn auch zu meinen Freunden zu sagen, obgleich ich nicht mal eine Schreinemakers oder einen Elefanten runterspülen könnte. Was hinzukommt: Ich hab' ja gar keinen Diekmann im Darm. Ich kann ihn ja gar nicht runterspülen. Das könnte nur der Kanzler, und der will nicht.

Weil jeder eine dumme, schnoddrige Bemerkung frei hat, sollen sie doch Frau Annemarie meinetwegen den Großen Preis von Karlshorst für dreijährige Schimmel überhelfen. Kann sie alles haben. Hauptsache, ich krieg' irgendwann die 8.300 Weißbier. Spätestens nächstes Jahr. André Mielke

Redakteur des „Eulenspiegels“