Russen füllen Schule

■ Neue jüdische Grundschule eröffnet, weil es endlich genug Kinder gibt

„Wir mußten 50 Jahre auf den Neubau warten, weil nicht genügend jüdische Kinder für die Schule da waren“, erklärt der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Berlins, Jerzy Kanal. „Deshalb ist die Eröffnung der Schule für uns etwas ganz Besonderes.“ Daß sich die jüdischen Kinder nun auf eine neue Schule freuen dürfen, liegt vor allem an der Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion. Mit ihnen stieg die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinden in Deutschland von rund 28.000 im Jahre 1990 auf über 48.000 Ende 1994. Rund 30.000 jüdische EmigrantInnen kamen in den letzten fünf Jahren aus Rußland und der Ukraine nach Deutschland. Allein in Berlin schätzt man die Zahl der russischen Juden auf 10.000, davon sind 5.000 bis 6.000 bei der jüdischen Gemeinde registriert. Sie ist mit Abstand die größte jüdische Gemeinde Deutschlands.

Mit der neuen Schule wird auch ein Stück jüdischer Tradition in Berlin fortgesetzt. Im Jahre 1938 gab es in Berlin 22 jüdische Grund-, Mittel- und Oberschulen. Am 30. Juni 1942 wurde die letzte jüdische Schule von den Nazis geschlossen. Erst 1986 hat eine jüdische Gemeinde erstmals seit der Befreiung vom Nationalsozialismus eine jüdische Schule eröffnet. Der Berliner Bezirk Charlottenburg stellte ein Schulgebäude in der Bleibtreustraße zur Verfügung. Das kleine Schulgebäude, welches ursprünglich für eine Sonderschule gedacht war, reichte bald nicht mehr aus. Die SchülerInnen ziehen nun von der Bleibtreustraße in die neue Heinz- Galinski-Schule um. mig