Ob die uns verstehen?

■ 300.000 Besucher beim sechsten Kinder- und Familienfest / Kinder-Talkshow ohne Rita Süssmuth und Ingrid Stahmer

„Auf die Kinder kommt es an“ lautete das Motto des Kinder- und Familienfestes, das gestern vor dem Roten Rathaus gefeiert wurde. Anlaß: der Weltkindertag am kommenden Mittwoch. Mehr als 300.000 Besucher kamen, um sich bei Sonnenschein von den über 150 Programmangeboten unterhalten zu lassen oder selbst das Programm mitzugestalten.

Der elfjährige Tobias Rahm und die dreizehnjährige Sabine Schäfer aus Schöneberg beispielsweise waren den ganzen Tag für das „Clip-Medienzentrum“ aktiv, das die Veranstaltung live durch den Offenen Kanal übertrug.

Ihren großen Auftritt hatten Tobias und Sabine als Co-Moderatoren auf der „Clip-Bühne“ vor dem Rathaus in einer Talkshow mit regionaler und überregionaler Politprominenz. Der Bezirksbürgermeister Werner Kleist aus Wilmersdorf mußte hier ebenso Rede und Antwort stehen wie Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks und Bundestagsabgeordnete Thomas Krüger und Dorle Marx, Mitglied der Kinderkommission des Bundestages.

Sabine war mit der Talkshow dann aber gar nicht zufrieden. Rita Süssmuth kam verspätet, und Ingrid Stahmer, die auch dabeisein sollte, hatte kurzfristig abgesagt. „Ich weiß auch nicht, ob die Politiker uns richtig verstanden haben“, zweifelte Sabine, die eigentlich gerne länger über Themen wie Kinder- und Jugendwahlrecht diskutiert hätte. Aber die Zeit war knapp. „Außerdem haben die Politiker zum Teil Antworten gegeben, die eher für Erwachsene verständlich waren als für Kinder“, kritisierte Sabine. Tobias fand die Talkshow insgesamt gut, auch wenn die beteiligten Politiker „sehr, sehr viel geredet haben, so daß wir nicht alle Fragen stellen konnten, die wir noch hatten.“

Die 14jährige Sophie Schweinfurth aus Kreuzberg war als Zuhörerin bei der Talkshow total frustriert: „Das ist doch lächerlich. Die Politiker sitzen da oben und haben eh nur zwei Minuten für jede Antwort Zeit. Wir drängeln uns unten vor der Bühne und können gar nicht alle Fragen stellen.“

Deniz Akkaya war zufriedener. Der 13jährige Schüler aus Wedding sammelte Spenden für das kürzlich eröffnete Kinderbüro in der Bastianstraße. „Ganz aufgeregt“ war Deniz, als Rita Süssmuth beim Spaziergang übers Fest an seinem Stand hielt, sich über das Kinderbüro informierte und 30 Mark in die Spendendose steckte. Das Fest insgesamt fand Deniz „ganz gut“. Bert Arne Meyer