Bömbchen

■ betr.: „Rußschwaden unterm grünen Mantel“ (Autoindustrie kämpft auf der IAA für den Diesel und gegen die Sonne), „Die Sonne schlägt zurück“, taz vom 13. 9. 95

Während die Medien von der niedersten Region bis hin zum Hauptstadt-Blatt über die neuesten Flitzer von der Internationalen Automobilausstellung IAA 95 aus Frankfurt am Main sonderseitenweise berichteten, während liberale Kommentatoren moderat die Wellen der Bewegung gegen den Motorsport glätteten – nur weil sich mal einer beim ADAC- Rennen auf der Avus umbrachte, ist doch nicht zu verkennen, daß auch wir Deutschen ein wenig Spaß an der Freude haben wollen –, während die Medien bundesweit bis zur Selbsterschöpfung lauthals hofften, daß das VW-Modell nur nicht die Hüllen fallen ließe – Wolfsburg erhalte uns unser deutsches Selbstbewußtsein und unser Bruttosozialprodukt –, während also unsere Medien – die ja längst nicht mehr von unserer Mark abhängig sind – ihre Seiten mit den brennenden Tagesthemen füllten, da huschte dann doch hier und da, mehr auf den inneren Seiten, eine kleine Meldung hinein, daß das Ozonloch sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt und nun Europas Größe erreicht habe.

So nun erhöhe sich für den Menschen zum Beispiel die Gefahr von Hautkrebs und Augenleiden. Für die Gesundheit der Bevölkerung besteht natürlich keine Gefahr. Denken wir also voller Wut ans Atoll, noch können wir uns ja mit klammheimlicher Freude unsere kleinen Bömbchen auf der Straße leisten. [...] Bernd Herzog-Schlagk,

FUSS e.V. Berlin