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Inderinnen waten in deutschem Gift

■ Greenpeace klagt Duisburger Entsorgungsfirma an

Berlin (taz) – Völlig legal exportiert bisher die Duisburger Entsorgungsfirma Grillo giftige Zinkasche nach Indien. Für Greenpeace ein deutlicher Beleg dafür, daß die Schlupflöcher der Basler Konvention über Giftmüllexport endlich geschlossen werden müssen. Greenpeace-Campaigner Jan Rispens hat eine Film- und Fotodokumentation der Zustände bei Grillos indischer Partnerfirma, der Bharat Zinc Ltd., erstellt. „Die Arbeitnehmer sind dort ohne Atem- und Körperschutz den Zinkaschen ausgesetzt, obwohl diese hochgradig mit gefährlichen Schwermetallen und Chlor versetzt sind.“ Auch mit ihrem Müll wird die indische Entsorgungsfirma nicht fertig. „Die hochgiftigen Reste des Recyclings stapeln sich im Hinterhof der Fabrik, können im Wind verwehen und in die Gewässer sickern. Im Monsunregen ist der Hof verschlammt, die Frauen waten dennoch barfuß hindurch“, hat Rispen beobachtet. Außerdem entwässere die Deponie in einen See, in dem die Wasserbüffel der AnwohnerInnen schwimmen.

Angesichts dieser Zustände hätte eine Exportgenehmigung selbst unter der derzeitigen Fassung der Basler Konvention nicht erteilt werden dürfen. Denn für ein umweltschonendes Recycling sind nach Artikel vier der Konvention nicht nur der Empfängerstaat, sondern in erster Linie Genehmigungsbehörden des Herkunftslandes verantwortlich.

Nachdem Grillo in diesem Jahr 2.400 Tonnen Zinkasche nach Indien exportierte, soll die Menge 1996 auf 4.000 Tonnen gesteigert werden. Die jetzt zuständige nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn (Bündnisgrüne) hat vorerst offengelassen, ob sie Grillos Genehmigungen erneuern will. Zuvor soll die bundeseigene Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) die Bharat-Anlagen im katastrophengewohnten Bhopal unter die Lupe nehmen. Doch die neue Linie in der NRW-Regierung hat nicht allein mit dem rot-grünen Regierungswechsel zu tun. „In NRW stehen inzwischen viele eigene Recycling-Anlagen, die auch ausgelastet werden müssen“, erklärt Andreas Bernstorff von Greenpeace den Sinneswandel. Grillo selbst verfügt in Goslar über eine solche Anlage.

Bei der heute in Genf beginnenden Giftmüllkonferenz wollen FirmenvertreterInnen von Grillo und Bharat in die Offensive gehen. Der Chef von Bharat, M.M. Gupta, hat bereits erklärt, daß in seiner Firma die Arbeitsschutzbedingungen „hundert Prozent“ eingehalten werden. Auch die indischen Behörden hätten die Exporte genehmigt. Dies allerdings löst bei Greenpeace kein Erstaunen aus. Bei der Umweltorganisation hat man nämlich erfahren, daß der Chef von Bharat nicht nur ein guter Freund des indischen Umweltministers ist, sondern mit seinen zwölf Zeitungen auch sonst als äußerst einflußreich gilt. chr

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