Glut des Südens in Schwachhausen

■ Spanien-Fans freuen sich: Das zweite spanische Kulturinstitut in Deutschland kommt nach Bremen

Die Franzosen sind schon seit 40 Jahren da, die Briten halten sich vornehm (in Hamburg) zurück, jetzt kommen die Spanier. Am Donnerstag öffnet das Instituto Cervantes in Bremen seine Pforten. Die gehobene Immobilie am Schwachhauser Ring mußte nicht erst erworben werden: Im Haus Nummer 124 residierte bis Ende 1994 das spanische Konsulat. 1991 vom spanischen Staat gegründet und finanziert, widmet sich das Instituto Cervantes der „Förderung der spanischen Sprache“ und der „Verbreitung der hispanoamerikanischen Kultur im Ausland“.

15 Institute gibt es europaweit, davon zwei in Deutschland, eines in München und ein zweites in Bremen. Wie kommt die Stadt zu der Ehre? „Wir wollten ein zweites Institut im norddeutschen Raum“, sagt Ignacio Olmos, Direktor des Bremer Instituts, „zur Wahl standen Berlin, Hamburg und Bremen.“ Nach Gesprächen mit Hamburgs Oberbürgermeister Voscherau und seinem Amtskollegen Scherf fiel die Wahl klar auf die Weserstadt. „In Hamburg war das politische Engagement, das uns entgegengebracht wurde, nicht so groß.“ Außerdem gebe es an Bremer Gymnasien die Möglichkeit, Spanisch als Leistungskurs zu wählen, und an der Uni zählt man immerhin 200 Hispanistik-StudentInnen. Spanisch für mehr als 330 Millionen Menschen die Muttersprache; in Deutschland lernen 90.000 SchülerInnen und 16.000 StudentInnen die „Sprache des Dialogs“, wie das Institut etwas beliebig für sich wirbt. Von Grundkursen (60 Unterrichtseinheiten, 480 Mark) bis zu Sonderkursen, mit denen etwa Sprachzertifikate erworben werden können, reicht das Programm. Das Lehrpersonal kommt direkt aus Spanien oder aus der Münchener Dependance, MuttersprachlerInnen allesamt. Läßt sich das Interesse für die Kurse schon absehen? „Wir werden wahrscheinlich noch mehr Lehrer einstellen“, sagt Olmos.

Ein Kulturinstitut muß sich profilieren, vor allem, wenn es noch keinen Ruf hat, von dem es zehren könnte. Zu Anfang wird also geklotzt. Gleich zwei Ausstellungen mit Werken und Dokumenten Federico García Lorcas sind ab dem 29. September zu sehen. Im Institut selbst werden wenig bekannte Zeichnungen Lorcas zu sehen sein; die Villa Ichon, ein Kooperationspartner der Spanier am Goetheplatz, dokumentiert in Briefen, Erstausgaben, Plakaten und Fotos das Leben des andalusischen Dichters der 20er Jahre.

Spanisches Kino in Originalversion gibt's auch. Zum Beispiel die Reihe „Frauen als Protagonistinnen in spanischen Literaturverfilmungen“. Filme aus drei Jahrzehnten sollen einem literarischen Gang durch die Jahrhunderte entsprechen und „einen Einblick in das Frauenbild der spanischen Gesellschaft zu vermitteln“.

Nach der Eröffnung am Donnerstag wird der Garten des Instituts zur Baustelle. Ein Veranstaltungsraum mit 120 Plätzen soll bis Februar nächsten Jahres entstehen, und mit „einem großen Bremer Museum“ ist wieder mal eine Mirò-Ausstellung geplant. An Kooperation und sogar Sponsoring führt für Ignacio Olmos kein Weg vorbei: „Wir haben in diesem Jahr einen Etat von einer Million Mark. Aber wegen der konjunkturellen Krise der spanischen Regierung wissen wir nicht, ob wir in den nächsten Jahren genug Geld bekommen werden.“ Es wird nicht leicht werden, an Sponsoren zu kommen, sagt Olmos, aber das Institut bleibt „um jeden Preis“. Alexander Musik

Zur Eröffnung am 21.: Konzert des Katalanischen Kammerorchesters, 19 Uhr, St. Petri-Dom; Instituto Cervantes, T. 34 40 90