Arafat und Peres streiten weiter über Hebron

■ Das Autonomieabkommen für die Westbank soll Samstag unterzeichnet werden.

Taba (AP/taz) – Die für Donnerstag geplante Unterzeichnung des Abkommens zur Ausweitung der palästinensischen Autonomie wird vermutlich verschoben werden. Trotz einer Marathonsitzung einigten sich der israelische Außenminister Schimon Peres und PLO-Chef Jassir Arafat in der Nacht zum Montag nicht auf den künftigen Status der Stadt Hebron.

Israel besteht auf Schutzmaßnahmen für die 450 jüdischen Siedler, die mitten in Hebron unter 120.000 Arabern leben. Die Palästinensische Befreiungsorganisation verlangt dagegen auch für die Stadt Hebron die volle Kontrolle. Arafat erklärte sich bislang allenfalls zu einem stufenweisen Abzug der israelischen Truppen aus der Stadt bereit. Der Sprecher des palästinensischen Regierungschefs, Nabil Abu Irdeineh, erklärte, man sei trotz einiger Meinungsverschiedenheiten nicht mehr weit von einer Einigung entfernt. Möglicherweise könne das Abkommen am Samstag unterschrieben werden. Der Bürgermeister von Hebron, Mustafa Natscheh, sagte, die Menschen in seiner Stadt würden kein Abkommen akzeptieren, wenn Hebron nicht wie andere Städte im Westjordanland behandelt werde. Offen sind auch noch die Fragen der Stromversorgung und das Schicksal von 5.500 palästinensischen Häftlingen.

Sollten beide Seiten das Abkommen über die zweite Phase der Autonomie nicht am Donnerstag im Weißen Haus unterzeichnen, müssen die Verhandlungen wegen der bevorstehenden jüdischen Feiertage vermutlich bis Mitte Oktober unterbrochen werden. Das erste Abkommen über die palästinensische Selbstverwaltung war vor zwei Jahren in Washington unterzeichnet worden.

Die israelische Polizei nahm gestern im Westjordanland fünf jüdische Siedler fest, deren Häuser sie zuvor durchsucht hatte. Wie ein Polizeisprecher sagte, stehen die Festgenommenen in Verbindung zu der rechtsgerichteten Siedlerorganisation Su Artsenu, die in den vergangenen Wochen mehrfach gegen den Abzug der israelischen Armee aus dem Westjordanland demonstrierten.

Der japanische Ministerpräsident Tomiichi Murayama sagte Arafat in Gaza 200 Millionen Dollar (300 Millionen Mark) Finanzhilfe zu. Das Geld soll nicht über internationale Organisationen verteilt werden, sondern direkt in Projekte des Gesundheitswesens und des Straßenbaus fließen. gb