Lärmwerte werden ständig überschritten

■ Potsdamer Platz: debis verspricht Anwohnern zum wiederholten Mal Besserung

Kreuzbergs Bürgermeister Peter Strieder (SPD) ist der Überbringer der schlechten Nachricht: „debis läßt sich entschuldigen“, muß er zu Beginn der Bürgerversammlung mitteilen und zieht damit die Wut der genervten Anwohner der Baustelle am Potsdamer Platz auf sich. „Ich weiß, daß sich die Situation weiter verschärft hat und immer unerträglicher wird“, betont Strieder beim Versuch, die rund sechzig Bewohner der Köthener Straße zu besänftigen.

Strieders souveränes Jonglieren mit Begriffen wie Schlitzarbeiten und Setzungsrissen zeugt von mehrmaligen Bauplatzbesuchen. Strieder hat zudem ein unabhängiges Lärmgutachten und eine Verkehrszählung in Auftrag gegeben. Bezahlt wurden die 5.000 Mark aus dem Honorartopf, aus dem sonst Gäste aus Partnerstädten verköstigt werden. Ergebnis: An der Köthener Straße werden die Grenzwerte von 60 Dezibel „zu jeder Zeit übertroffen“. Eine Nachricht, die bei den Versammelten nur zustimmendes Grummeln hervorruft.

Denn was Strieder hat messen lassen, spüren die Anwohner seit langem in den Knochen. „Es ist ein Unding“, schimpft eine Frau, „bei mir zu Hause wackelt der Monitor meines Computers.“ Der eine will schallisolierte Fenster, der andere eine Umsetzwohnung, der Dritte einen Baustopp.

Die Mieter verlangen außerdem, die Köthener Straße als Durchgangsstraße zu sperren. „Das Gutachten und die Verkehrszählung legitimieren uns, weiter darüber nachzudenken, was zukünftig mit der Straße zu machen ist“, spricht Strieder den Leuten Mut zu und rät zu „Montagsdemos“. „Doch das müssen Sie selbst organisieren“, stellt er klar. „Aber Sie sind doch unser gewählter Vertreter“, widerspricht ihm ein Zuhörer. Die Mieter beklagen, daß die vom Bauherrn versprochenen Arbeitszeiten von 6 bis 22 Uhr oft nicht eingehalten würden, daß sie von Ausnahmegenehmigungen erst dann erführen, wenn sie vor Schreck aus dem Bett fallen oder kein Auge zumachen können. Sandsortiermaschinen und Kreissägen sollen in einem lärmschluckenden Häuschen verpackt werden, Sprinkleranlagen den Staubflug verhindern, habe debis zugestanden, kann Strieder verkünden. Auch eine „Sicherstellung“ der Arbeitszeit von 6 bis 22 Uhr soll debis versprochen haben – nicht zum ersten Mal. Barbara Bollwahn