„Sich neu auf das Kreuz besinnen“

■ Kirchen fordern christlichen Einsatz für AsylbewerberInnen

Augsburg (taz) – Die Vorbereitungen für die große Pro-Kruzifix- Demonstration von Kirche und Christdemokraten in München am kommenden Samstag laufen auf Hochtouren. Das Landeskomitee der KatholikInnen erwartet mehr als 20.000 TeilnehmerInnen zu der Veranstaltung unter dem Motto „Das Kreuz bleibt – gestern, heute, morgen“. Währenddessen arbeiten die drei Augsburger Kirchengemeinden, die abgelehnten Asylbewerbern „Kirchenasyl“ gewähren, an einer differenzierten Erklärung zum Kruzifix-Streit. „Wir sehen in dem Karlsruher Urteil eine Chance und einen Anreiz, sich neu auf das Kreuz zu besinnen“, heißt es in der Stellungnahme der katholischen Gemeinden St. Raphael und „Zum Guten Hirten“ sowie der evangelischen Pfarrei St. Ulrich.

Das Kreuz erinnere an Jesus, der getötet worden sei, weil er bedingungslos Menschen liebte und niemanden von dieser Liebe habe ausschließen wollen. Vor allem habe sein Schutz denen gegolten, die auf der Schattenseite des Lebens standen. Arme und Kranke, Menschen ohne Hoffnung und Würde seien das gewesen. „Wer heute für das Kreuz eintritt“, heißt es in der Erklärung, „muß sich für die engagieren, deren Menschsein bedroht ist.“ Und das seien Arbeitslose, Minderheiten und Ausländer. „Wir wünschen uns deswegen eine ähnliche Leidenschaft, wie sie jetzt durch unser Land geht, auch bei der Asyldiskussion.“ Ausdrücklich heben die drei Kirchengemeinden aus Augsburg und dem Vorort Steppach hervor, daß es für sie ein Widerspruch sei, „wenn die bayerische Staatsregierung und wohl auch die Mehrheit unserer BürgerInnen sich so vehement für das Kreuz in den Klassenzimmern engagieren und dabei diejenigen Menschen vergessen, in denen der gekreuzigte Christus leibhaftig gegenwärtig ist.“

Während der Sprecher der sieben bayrischen Diözesen meinte: „Das Kreuz ist für uns ein universales Heilszeichen“, fordern die Unterstützer der drei Kirchengemeinden, das Kreuz dürfe nicht zum bloßen Symbol bayerischer Tradition verkommen. Klaus Wittmann