Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

A

Alarmstufe Rot 2 USA 1995, R: Geoff Murphy, D: Steven Seagal, Eric Bogosian u.a.

Ein gut vorbereiteter Trupp von Terroristen bringt ein von der Außenwelt abgeschottetes Verkehrsmittel in seine Gewalt, nimmt die Passagiere als Geiseln und stellt Forderungen. Doch sie haben auch diesmal die Rechnung ohne Casey Ryback gemacht, einen ehemaligen Marine und Topmann für Undercover-Operationen der CIA, der sich als Passagier an Bord des Zuges befindet. Steven Seagal hat sein Repertoire erweitert: Als Knochenbrecher waren bislang bevorzugt Arme und Beine seiner Gegner das Ziel – diesmal dreht er auch schon mal einen Hals um. Natürlich nur bei Terroristen, die selbst keine Achtung vor Menschenleben haben. (epd film) Ufa-Stern, UT-Kino

B

Batman Forever USA 1995, R: Joel Schuhmacher, D: Val Kilmer, Nicole Kidman, Tommy Lee Jones, Jim Carey

„Joel Schumachers „Batman Forever“ ist der Tiefpunkt eines Hi-Tech-Zyklus, der 1978 mit „Superman“ begann. Es ist etwa so unterhaltsam wie ein Videospiel, das man über die Schultern des Spielers ansieht; der Film ist ohne jeden Witz, ohne erzählerischen Sog und emotionale Kraft. Tim Burton hatte bei seinen ersten beiden Batmanfilmen noch eine persönliche Vision, auch wenn sie bedrückend und düster war. ,Batman Forever' fingiert dagegen nur sein Interesse an den Fragen der Dualität und der dunklen Seiten der menschlichen Natur. (Observer)Ufa-Stern, UT-Kino

Bobo und die Hasenbande Deutschland/Ungarn/USA 1995, R: Jenö Koltai

„Glück im Unglück! Der junge Hund Bobo wird einfach ausgesetzt, findet aber ziemlich schnell sechs gute Frunde. Bei diesem einfach animierten Zeichentrickfilm geht es vorrangig um gegenseitiges Helfen und das Lernen voneinander. Für kleine Hasenfüße im Kino nicht nur eine nette Aufforderung, manchmal auch eine kleine Mutprobe, etwa wenn ein Habicht angreift.“ (tip) UT-Kinocenter

C

Casper USA 1995, R: Brad Silberling , D: Christina Ricci, Eric Idle

„Casper ist ein Mischmasch aus Live-Action und Animation, ein morphologisch extravagantes Märchen mit all den ausgefallenen Tricks, die in „Jurassic Park“ und „Roger Rabbit“ entwickelt wurden. Die Formen fließen ineinander, alles ist eine Frage der Möglichkeiten. Nicht nur die Filmzitate und Star-Cameos weisen über den Film hinaus. Die Marketing-Strategen von Universal scheinen mit einigen Action-Sequenzen der Produktion die neuste Studio-Tour vorzubereiten. Dennoch ist dieser synthetische Kinderfilm nicht ohne Charme: Er ist so schön kurzlebig wie eine Seifenblase, so süß und wunderbar wie eine riesige Portion Zuckerwatte.“ (epd-Film) UT-Kinocenter, Ufa-Palast

Chicago – Angels With Dirty Faces USA 1938, R: Michael Curtiz, D: James Cagney, Humphrey Bogart/ Originalfassung

„Ein unterhaltsamer Film lauert hinter dem abschreckenden Titel. Die Warner Studios warfen hier all ihre Talente zusammen: James Cagney ist als Gangster so keck wie selten, Pat O'Brien ist ein Priester und dann sind da auch noch Bogart, Ann Sheriden und George Bancroft. Der Film des Regisseurs von „Casablanca“ hat Humor, Romantik und eine hinreißende letzte Szene in der Todeszelle. Der Priester bittet den Gangster darum, bei der Exekution einen Feigling zu spielen, damit er kein Held für die Straßenkinder wird, und Cagney triumpfiert mit einem stürmische Finale.“ (Pauline Kael) Kino 46

Congo USA USA 1995, R: Frank Marshall, D: Dylan Walsh, Laura Linney, Tim Curry u.a.

Eine Forscherexpedition sucht im afrikanischen Urwald nach einer sagenumwobenen, untergegangenen Stadt. Doch statt auf Schätze stößt der bunt zusammengewürfelte Trupp auf allerlei Hindernisse wie böse Nilpferde und einen kriegerischen Urwaldstamm und schließlich auf hochintelligente, aggressive Affen. Im Grunde sieht das Ganze aus wie ein Schnellschuß im Spielberg-Stil, familiengerecht zurechtgeputzt, jederzeit austauschbar und ohne rechte Phantasie. Ein Dschungelbuch für Arme. (Bremer)UT-Kino

Crimson Tide USA 1995, R: Tony Scott, D: Denzel Washington, Gene Hackman

„Geradezu idealtypisch sind zwei Männer gegenübergesetzt, deren Konfrontation von Anfang an unvermeindlich erscheint. „Top Gun“ unter Wasser – diese Befürchtung erfüllt sich dabei glücklicherweise nicht. (epd-Film)Ufa-Stern

Curfew Palästina 1994, R: Rashid Mashrawi / Original mit Untertiteln

„Gaza 1993: In die Idylle einer palästinensischen Familie dröhnt das Geplärre von Lautsprechern. Israelische Militärs verkünden eine Ausgangssperre und dieser Film erzählt davon, wie die Familie damit fertig wird. Rashid Mashrawi, der selbst in einem Flüchtlingslager aufgewachsen ist, zeigt den Gaza-Streifen, wie er ihn erlebt hat: als einen Kessel ohne Überdruckventil.“ (Kommunalkino) Kino 46

D

Don Juan De Marco USA 1994, R: Jeremy Leven, D: Johnny Depp, Marlon Brando, Faye Dunaway

Schönster Eskapismus, bei dem die Flucht in eine Traumwelt selbst zum Thema wird. Ein junger Amerikaner mit spanischem Akzent und Kostüm wird von einem Psychiater behandelt: Er glaubt, der größte Liebhaber der Welt zu sein. Seine Phantasiewelt ist so poetisch und sinnlich, daß er den abgebrühten Seelenklempner und den Zuschauer schnell davon überzeugt, daß es sich in solch einem Wahn viel besser leben läßt als in der schnöden Realität.(hip)Schauburg, UT-Kino, englische Fassung im Ufa-Palast

Dornröschen und der Prinz USA 1958, R: Clyde Geronimi

„Obwohl diese Disneyproduktion nur selten die Höhen von Klassikern wie „Schneewitchen“ oder „Dumbo“ erreicht, hat sie durchaus ihre Momente. Die typischen Disney-Elemente gibt es hier zuhauf: polierte, wenn auch manchmal schwerfällige Animation, zuckersüße Filmmusik basierend auf Tschaikowskis Ballett, eine zierlich, fade Prinzessin, ein Prinz mit eckigem Kinn und viele niedliche Tierchen im Wald.“ (Time Out) UT-Kinocenter

E

Emil und die Detektive Deutschland 1931, R: Gerhard Lamprecht, D: Fritz Rasp, Käthe Haack

Erste und beste Verfilmung von Kästners Kindergeschichte nach dem Drehbuch von Billy Wilder City

Der erste Ritter USA 1995, R: Jerry Zucker, D: Sean Connery, Richard Gere, Julia Ormond u.a.

Kaum hat „Rob Roy“ sein Pferdehalfter an die Wand gehängt, wiehert schon die nächste Legende über die Leinwand. Weise Worte über Treue, Ehr' und hehre Liebe, über Freiheit und Tyrannentum. Dazu allelei Gemetzel und Geschmachte – was will man mehr von einem Ritterfilm? (Bremer) UT-Kino und UFA-Palast

F

Farinelli Belgien 1994, R: Gerard Corbiau, D: Stefano Donisi, Jeroen Crabbe

„Um den mystischen Glamour des legendären Kastraten Farinelli (1705 bis 1782) dreht sich dieser opulente Spielfilm, der den Farinelli zwar mediengerecht verfälscht und die Historie effektvoll zurechtbiegt, aber auch ein sehenswertes Bild vermittelt von der Faszination eines Phänomens und von der Epoche, die es anhimmelte. Corbiaus Reißer verschafft einen kurzweiligen Einblick in barockes Entertainment und das theatralische Leben seines größten Verführers.“ (Der Spiegel) Atelier

Forget Paris USA 1995, R: Billy Crystal, D: Billy Crystal, Debra Winger

„Die kuriosen und aberwitzigen Szenen einer Ehe: Ein Basketball-Schiedsrichter (Crystal) verliebt sich in Paris in die Angestellte einer Fluglinie (Winger), die im hilft, den verlorenen Sarg seines Vaters wiederzufinden. Der Regisseur Billy Crystal hat eine muntere Achterbahnfahrt ohne allzu große Fallhöhe inszeniert. Trotz unterschiedlicher schauspielerischer Temperamente stimmt die Chemie zwischen Crystal und Winger, und sie werden von einem gut aufgelegten Darstellerensemble (Joe Mantegna, Julie Kaver) unterstützt.“ (tip) UT-Kino und Ufa-Palast

Eine französische Frau Frankreich/Großbritannien/Deutschland 1995, R: Regis Wargnier, D: Emmanuelle Beart, Daniel Auteuil, Heinz Bennet

„Die 19jährige Französin Jeanne heiratet am Vorabend des Zweiten Weltkrieges den jungen französischen Offizier Louis. In die Rolle der geduldig wartenden Soldatengattin und Mutter kann sie sich schlecht fügen. Als sie sich leidenschaftlich in den Deutschen Mathias verliebt, muß sie sich zwischen Pflicht, Familie und Liebe entscheiden. Das mit historischen Bezügen angelegte Liebesdrama leidet streckenweise an seiner allzu grandiosen Inszenierung. Platte Momente wechseln mit eindringlichen. Letztere verdankt der Film vor allem einer idealen Rollenbesetzung. Bei Emmanuelle Beart in dieser Rolle werden Erinnerungen an Jeanne Moreau und Truffauts „Jules et Jim“ wach. Einem solchen Vergleich hält Wargniers Film jedoch in den wenigsten Momenten stand.“ (Zoom) Gondel

Free Willy 2 USA 1995, R: Dwight Little, D: Jason James Richter

„Free Willy 2 - Freiheit in Gefahr“ ist eine fischige Fiktion. Während sein ehemaliger Co-star, der Wal Keiko, hier von einer animierten Attrappe ersetzt wird, wiederholt sich Jason James Richter lediglich in der Rolle des Jugendlichen in Schwierigkeiten, der eine Freundschaft mit einem gefangenen Orca schließt. Während „Free Willy“ ein Überraschungshit des Jahres 93 war, verspricht die Fortsetzung nur ein Erfolg für Leute zu werden, die gerne im Kino schlafen. Dabei haben die Filmemacher extra eine Reihe von Moby-Muppets entwickelt, die Willies freilebende Familie darstellen sollen. Dennoch wirkt „Free Willy“ bläßlich, wie „Flipper“ mit Planktonausschlag.“ (Worldpremiere) Ufa-Palast, UT-Kinocenter (nur Vorpremiere)

French Kiss USA 1995, R: Lawrence Kasdan, D: Meg Ryan, Kevin Kline

„Kate (Meg Ryan) und Luc (Kevin Kline), die verklemmte Amerikanerin und der lässige Franzose. Jeder gute Film ist - wie Truffaut gesagt hat - zuerst ein Portrait seiner Darsteller. Genau in diesem Sinne ist Lawrence Kasdans „French Kiss“ ein guter, spannender und schöner Film. Kasdan stellt sowohl mit Meg Ryan wie mit Kevin Kline immer wieder Momente der Nähe, der genau ausbalancierten Intimität her, worin die genrehaft vorgezeichneten Umrisse der Figuren weit überstrahlt werden. So zeigt Kasdan die komödiantische Kunst der Verwandlung.“ (epd-Film) Ufa-Palast, UT-Kinocenter

Funny Bones Großbritannien 1994, R: Peter Chelsom, D: Oliver Platt, Jerry Lewis

Die Tränen eines Clowns gehören wohl zu den wirkungsreichsten Tricks der dramatischen Künste. In diesem Film gibt es gleich zwei von diesen weinenden Bajazzos: Jack ist von Natur aus so komisch, daß er eine Gefahr für seine Umwelt ist, und Tommy versucht mit allen Mitteln das Publikum zum Lachen zu bringen, bleibt aber doch immer nur im Schatten seines Vaters: des erfolgreichsten Komikers von Amerika. Jerry Lewis wurde diese Rolle direkt auf den Leib geschneidert. Eine weitere Hauptrolle spielt Blackpool, der etwas heruntergekommene englische Badeort, den der Regisseur mit wunderbar gespielten Originalen bevölkert, die nicht zu Typen reduziert werden, sondern durch Chelsoms liebevollen Blick lebendig werden. So hat dieser sehr komische Film auch eine seltene emotionale Wärme. (hip) Modernes

H

Hard Boiled Hongkong 1992, R: John Woo, D: Chow Yun Fat, Tony Leung /Originalfassung mit englischen Untertiteln

In „Hard-Boiled“ gibt es einen zornigen Cop, der den Zahnstocher nicht mal zum Rauchen oder Gesetzevollstrecken aus dem Mundwinkel nimmt, es gibt zornige Waffenhändler und es wird viel geschoßen. Woo wollte damit die steigende Kriminalität in Hongkong anprangern. Auf jeden Fall ist es ihm gelungen, in einem der exzessivsten Showdowns der Filmgeschichte ein Krankenhaus in Schutt und Asche zu legen und per gefahrenverachtender Rettung etlicher ganz süßer Babies aus der umkämpften Kinderstation noch ein paar Rührungstränen hervorzuquetschen. (A.N.) Modernes

Hubi der Pinguin USA 1995, R: Don Bluth

Zeichentrickfilm über einen verliebten Pinguin, der auf einer Eisscholle auf eine Südsseinsel zutreibt. Ufa-Palast

Jefferson in Paris USA 1995, R: James Ivory, D: Nick Nolte, Greta Scacchi u.a.

Der Amerikaner Ivory verkörpert wie kein zweiter in Hollywood das Prinzip des Regisseurs als Bildungsbürger, daher auch die landläufieg Überzeugung, der Mann sei Brite. Sein 18. Spielfilm hat sich den dritten amerikanischen Präsidenten zur Hauptfigur erkoren. Es geht um die Jahre ab 1784, die er als amerikanischer Botschafter in Paris verbrachte. Mit anderen Worten: Es gab wieder viel auszustatten. Und so ergießt sich ein 136 Minuten langer Bilderstrom von der Leinwand; Kostüm, Ausstattung, Bauten – alles richtig, alles schön, alles von einer detail- und prachtverliebten Kamera eingefangen und ausgestellt. Man muß diesen Regisseur nicht hassen, um festzustellen, daß „Jefferson in Paris“ auf die zuschauerfeindlichste Weise mißraten ist: er langweilt. (epd film) Schauburg

Judge Dredd USA 1995, R: Danny Cannon , D: Sylvester Stallone, Jürgen Prochnow, Max von Sydow

„Den 26 Jahre alten britischen Regisseur Danny Cannon kann man für seine selbstbewußte Kriegsführung bei dem Multi-Millionen-Dollar-Actionfilm „Judge Dredd“ nur loben. Er und sein riesiges Team lieferten eine saubere, professionelle Arbeit, indem sie den populären Comic-Strip auf die Leinwand brachten. Der Film ist aber dennoch nur eine recht gewöhnliche Angelegenheit mit einer spektakulären Zahl an Leichen pro Filmminute, angesiedelt in einer inzwischen wohlbekannten apokalyptischen Zukunft, die mit vielen Anleihen von „Metropolis“, „Blade Runner“ und „Mad Max“ zusammengesetzt wurde. Der feixende, muskelbepackte Stallone ist die Idealbesetzung für „Judge Dredd“, diese fantastische Mischung aus Polizisten, Staatsanwalt und Scharfrichter, Verteidiger des Rechtes in einem vergifteten, anarchistischen Amerika des 21. Jahrhunderts. ,Gefühle, dagegen müßte es ein Gesetz geben', knurrt er wütend.“ (Observer)UT-Kinocenter und Ufa-Stern und Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshsn.)

K

Keiner liebt mich Deutschland 1994, R: Doris Dörrie D: Maria Schrader, Elisabeth Trissenaar

„Im neuen Film von der Beziehungs-Schreinerin Doris Dörrie geht's um das Modethema „Singles“. Fanny Finck will nicht mehr alleine sein. Unter den Bewohnern ihres Appartementhauses sucht sie nach dem Richtigen. Wie immer bei „Männer“-Frau Dörrie soll's komisch sein. Ist es aber leider nur selten.“ (TV-Spielfilm) Gondel

The Killer Hongkong 1989, R: John Woo, D: Chow Yun Fat / Originalfassung mit englischen Untertiteln

In „The Killer“ pustet ein Killer beim Killen versehentlich einer unbeteiligten Sängerin das Augenlicht aus, was ihm sofort furchtbar leid tut. Fortan kümmert er sich rührend um sie, verliebt sich und will seinen unfeinen Job an den Nagel hängen. Aber für ihre teuere Augenoperation muß er letzter Auftrag angenommen werden. Auch ohne seine wunderschönen Explosionen und graziösen Schießereien wäre „The Killer“ ein großartiger Film. Da die Gewalt bei aller Ästhetisierung den Charakteren stets eher schadet als nützt, kann man Woo sogar glauben, wenn er sagt, er wäre überzeugter Pazifist und seine Filme wären Statements gegen die Gewalt. (AN) Modernes

Kleine Morde unter Freunden GB/Schottland 1993, R: Danny Boyle, D: Kerry Fox, Christopher Eccleston u.a.

Als drei schottische „Yuppies“ einen Geldschatz finden, hält in ihrer Wohngemeinschaft der Horror Einzug in Gestalt einer verwesenden Leiche und zweier Killer, die die Beute brutal für sich beanspruchen. Boyles exzentrisches Kinodebüt ist mehr als eine makabre Kriminalkomödie, im Grunde ist es ein entlarvendes Psychogramm einer Gesellschaft, in der Opportunismus, Habgier, Gemeinheit, Gewalt und Lüge das Leben bestimmen. (tip)Cinema, City und Casablanca (OL)

L

Die letzte Kriegerin Neuseeland 1994, R: Lee Tamahori, D: Rena Owen

„In einem runtergekommenen Haus lebt Beth mit ihren fünf Kindern und Papa Jake. Graue Straßen, Dreck, Frust, Arbeitslosigkeit - an der Periphirie der neuseeländischen Gesellschaft fristen die Maoris ihre Existenz als Underdogs. In der Heimat sorgte der neuseeländische Film und die gleichnamige Romanvorlage für heftige Diskussionen, zeigt er doch wie Kultur, Traditon und Riten der Maoris fortwirken und zum Halt werden können.“ (tip) City

Living in Oblivion USA 1995, R: Tom DiCillo, D: Steve Buscemi

Machmal passieren die wirklich interessanten Dinge bei den Dreharbeiten zu einem Film nicht vor, sondern hinter oder neben der Kamera. Der unabhängige Regisseur Tom DiCillo aus New York ist nicht der erste, der einen Film über des Drehen eines Filmes drehte, aber eine gelungene Komödie zum Thema „Film im Film“ hat es bis jetzt noch nicht gegeben. Die im Kino sonst so heilige Illusion des Filmbildes wird hier immer wieder mit einer unbändigen Lust zerstört: Da bewegen sich Mikrophone in den Blickwinkel der Kamera, Lampen brennen durch, Schauspieler vergessen ihre Einsätze, der Assistent vergißt, die Schärfe einzustellen oder der Kameramann haut dem Star die Nase blutig. DeCillo läßt keine Katastrophe aus, und dem Zuschauer wachsen die armen Tröpfe, die da so verzweifelt versuchen, ein wenig brauchbares Material auf Film zu bannen, schnell an Herz. (hip) Cinema, Schauburg (auch in der OF)

Ludwig 1881 Schweiz 1993, R: Fosco & Donatello Dubini, D: Helmut Berger, Max Tidof

Im Jahr 1881 war Ludwig II, König von Bayern von den Leistungen des Schauspielers Josef Kainz so angetan, daß er mit ihm in die Schweiz reiste, damit er ihm, und nur ihm alleine, Schillers „Wilhelm Tell“ an den Originalschauplätzen vortragen solle. Diese kleine Episode erzählt der Film in einem sehr nüchternen, analytischen Stil, der all die hochromantischen Ludwig-Fans wohl eher befremden wird, denn statt nur schöne Bilder vom traurigen König zu zeigen, versucht dr Film zu erklären, warum Ludwig so verzweifelt nach der Schönheit suchte. Wenn er auf seiner ewigen Suche nach der „besonderen Empfindung“ fündig wird, dann rührt einen der sonst so unnahbar arrogante König plötzlich wie ein mit großen Augen staunendes Kind. Zwanzig Jahre, nachdem er den Ludwig für Visconti spielte, ist Helmut Berger in diesen Szenen so gut wie noch nie. (hip) Kino 46

M

Macbeth Großbritannien 1971, R: Roman Polanski, D: Jon Finch, Francesca Annis

„Gemetzel ist der Star. Die Leichen und Morde, die bei Shakespeares außerhalb der Bühne bleiben, werden hier noch denen auf der Bühne hinzugefügt, und sie dominieren so sehr, daß es schwierig ist auf die Poesie zu achten. Polanski zeigt soviel detailierten Horror – und immer etwas schneller als erwartet, sodaß man nie vorbereitet ist – daß kein Schrecken für die Imagination bleibt. Er adaptierte das Stück nicht als großen warnenden Alptraum sondern als eine Illustration dessen, wie die Macht immer schon wechselte. Der Film sagt, nichts ist möglich außer Schrecken und mehr Schrecken, und am Ende beginnt der Kreislauf des Blutlassens wieder von vorne. Der Film ist gut inszeniert, aber er reduziert Shakespeares Botschaft zu einem banalen „das Leben ist ein Dschungel“. (Pauline Kael) Gondel

Michel bringt die Welt in Ordnung Schweden 1972, R: Olle Hellbom

Leicht inszenierte lustiger Film über die Kindheitserlebnisse und Streiche des kleine Michel. Der Regisseur der Pippi Langstrumpf-Filme durfte auch mal eine Reihe von Abenteueren eines frechen Jungens inszenieren. Das Buch stammt natürlich von Astrid Lindgren. Atlantis

Momo Deutschland 1985, R: Johannes Schaaf, D: Radost Bokel, Armin Müller Stahl

„Im Vergleich zu Petersens bombastischer Ende Adaption „Die unendliche Geschichte“ ein erstaunlich bescheidener Märchenfilm, der sich weniger auf grobe Effekte, vielmehr auf glaubhafte Charaktere und atmosphärische Dichte verläßt - wenn auch Endes pseudomythologischer Tiefsinn manchmal fadenscheinig wirkt und die Inszenierung in die Nähe zum Kitsch gerät.“ (Rowohlt Film Lexikon) Ufa Palast

Moondance Deutschland 1995, R: Dagmar Hirtz, D: Ruaidhri Convoy, Marianne Faithful

Her mit den deutschen Abiturientinnen! Mit diesen erotischen Zeitbomben lassen sich – in Irland wenigstens – ganze Familien zerrütten. Da, wo die Insel am grünsten ist, leben in einem pittoresk verwohnten Cottage zwei Brüder still und zufrieden vor sich hin. Bis Anja kommt und die Bluse lüpft. Da wird der kleine Bruder fast über Nacht zum Mann, und der große denkt gleich an Heirat. Wenn bloß die Rabenmutter (Marianne Faithful spielt wie bestellt und nicht abgeholt) die Bälger nicht immer allein gelassen hätte! Alles, was Sie schon immer über Irland aus dem Reisebüro wußten, Regisseurin Dagmar Hirtz hat es noch einmal auf Kinolänge gebracht und mit süßlichen Van Morrison-Klängen unterlegt. (Mu) Atlantis

N

Night Visions Kanada 1989, R: Marusia Bociurkiw, D: Monique Mojica / Originalfassung / Nur für Frauen

„Night Visions“ erzählt in 60 Minuten eine Geschichte in Fragmenten: von einer alleinerziehenden Indianerin, die Angst hat, daß man ihr das Kind wegnimmt und einer lesbischen Fotografin, die mit der Zensurbehörde in Konflikt kommt. Eine Allegorie auf rassistische und feministische Diskriminierung. Kino 46

Nils Holgersons wundersame Reise Schweden 1962, R: Kenne Fant

Dies ist nicht eine Episode aus der billig gemachten Zeichentrickserie, sondern ein hochgelobter Spielfilm: „Die märchenhafte Reise eines kleinen schwedischen Jungen, der auf dem Rücken eines Gänserichs über die weite Heimat fliegt. Ein auf seine Weise großartiges Epos der Lieben zu Land, Tieren und Menschen, nach dem klassischen Kinderbuch von Selma Lagerlöf.“ (Rowohlt Filmlexikon) Kino 46

Nur über meine Leiche Deutschland 1995, R: Rainer Matsutani, D: Katja Riemann,Udo Kier

„Regisseur Matsutani zieht sämtliche Register in seiner Fantasy-Komödie. Fiese Killer, bösartige Ehefrauen, ein pathologisch selbstsicherer Macho und ein selbstloses Mauerblümchen gehören ebenso zum Personal wie ein sprechender Truthahn und ein mutierter Riesenfisch. Dazu kommen ein rabenschwarzer Grundton, gehässige Dialoge, pointensicheres Timing und eine hervorragende Schauspielerriege. Eine erfrischend andere Komödie im deutschen Beziehungskomödien-Einerlei.“ (tip) Filmstudio, Ufa-Stern

S

Die Stadt der verlorenen Kinder Frankreich/Spanien/Deutschland 1995, R: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro, D: Ron Perlman, Daniel Emilfork

„Mit „Delikatessen“ ist den ehemaligen Werbefilmern Jeunet und Caro ein bemerkenswertes Kinodebüt gelungen. Ihr neuestes Werk läßt sich mit dem Erstling von Kulisse und Anlage her durchaus vergleichen: In einer namenlosen Stadt, die ihrer eigenen Kanalisation ähnelt, werden immer wieder Kinder geraubt. Die Entführer bringen sie zu einer Plattform auf dem offenen Meer, dort haust Krank, ein psychisch-mißgestalter Homunkulus, der versucht, seine innere Leere zu füllen und den überschnellen Alterungsprozeß zu stoppen, indem er den gefangenen Kindern die Träume aussaugt. Weit mehr als in „Delikatessen“ wird Tricktechnik als Selbstzweck zelebriert: Die überbordene Phantasie läßt eine zu wenig durchdachte Geschichte zerfasern; so treten auf der einen Seite Längen auf, während andererseits die Funktionen verschiedener Figuren unklar bleiben.“ (Zoom) Schauburg, Ufa-Stern und Apollo (WHV)

Stirb Langsam: Jetzt erst recht USA 1995, R: John McTiernan, D: Bruce Willis, Jeremy Irons

„Was die Fans erwarteten, und was dieser Film auch bietet ist pure Action mit noch größeren Explosionen und Stunts. Aber durch ein schwaches Drehbuch ist dies dennoch der schwächste von den drei „Die Hards.“ Was fehlt, ist der selbstironische Witz der von Willis gespielten Filmfigur John McClane.“ (New York Times) Ufa-Stern

T

Tatis Schützenfest Frankreich 1947, R: Jacques Tati, D: Jaques Tati

Tati dreht seinen ersten langen Spielfilm mit zwei Kameras: die eine belichtete den Film in einem obskuren Farbverfahren namens Thomsoncolor und erst im letzten Jahr gelang es, diese Filmrollen auch zu entwickeln. Nun kämpft Tati als rasender Briefträger eines idylischen Dorfes mit den Windmühlen der amerikanichen „Rapidete“ nicht mehr in Schwarzweiß sondern in Rotgrün. Aber auch wenn man von den Farben eher entäuscht ist, gibt diese Neuaufführung die willkommen Gelegenheit, dieses perfekte Meisterwerk, das man ohne zu übertreiben zu den gelungensten Filmkomödie aller Zeiten rechnen kann, wieder auf der Leinwand zu sehen. Spätestens wenn Tati zum ersten Mal mit seinem Fahrrad in die Kneipe fährt, hat man vor lauter Lachen keine Zeit mehr, auf die grüne Häuser und roten Kühe zu achten. (hip) Cinema

Tim und Struppi im Sonnentempel Belgien/Frankreich 1972, R: Raymond Leblanc

Steven Spielberg hat ja schon vor Jahren versprochen, bald mal eine Spielfilmversion von einem Tim und Struppi-Comic zu machen. Aber solange wir noch auf Harrison Ford mit Tims toller Haartolle warten müßen, bleibt nichts als diese Zeichentrickfilme, die im Fernsehen alle Jahre nochmal im Morgenprogramm wiederholt werden. Schauburg

V

Vor dem Regen Mazedonien/Großbritannien/Frankreich 1994, R: Milcho Manchevski, D: Rade Serbegzija

„Ein gewichtiges, fesselndes Triptychon, das uns aus den ethnischen Spannungen Mazedoniens in die städtische Hektik von London führt und wieder zurück. Als Regisseur sucht Manchevski noch seine Stil. Die tragischen Inhalte des ersten Teiles werden etwas zu deutlich signalisiert und der Versuch, den Rhythmus von London mit reißenden Schnitten zu vermitteln, überzeugt nicht. Aber die Kühnheit des Konzepts rettet den Filmemacher dann doch. Der Film hat einige Schwächen, ist aber eine mutige und gewinnende Arbeit, die es wert ist, daß man sich ernsthaft mit ihr beschäftigt.“ (Time Out) Schauburg (Vorpremiere)

W

Waterworld USA 1995, R: Kevin Reynolds, D: Kevin Costner

„It's a movie movie“, sagt Kevin Costner über sein Monumentalwerk – will meinen: ein waschechtes Produkt der Traumfabrik Hollywood. Wer also Breitwand-Panoramen erwartet, in denen sich aufwendige Bauten entfalten, wer heldenhafte Helden und hübsche Jungfrauen sehen will, die möglichst atemberaubend gerettet werden müssen, kommt hier auf seine Kosten. „Waterworld“ ist ein perfekt gestylter und getimter Unterhaltungsfilm, selbst die schrundigen Schrottkulissen sind auf Hochglanz poliert. So ist es auch ein Mainstreamabenteuer fast ohne Kanten – nur fast, denn immerhin spielt ja unser aller Schurkendarling Dennis Hopper mit. Und der haucht dem Kunstprodukt doch noch ein wenig Seele ein. Bzw. qualmt und bläst ihm Seele ein: Hopper nämlich pafft und pafft den lieben, langen Film hindurch aufs Aufdringlichste; seine Rasselbande tut's ihm gleich, weswegen das Drehbuch sie auch gleich „Smoker“ nennt. Die Tabakindustrie dürfte somit als Sponsor der teuren Produktion feststehen. „Smoker!“ – das ist hier ein Ausruf des Entsetzens, und wer die US-amerikanische Debatte über Rauchen inder Öffentlichkeit verfolgt hat, der ahnt die tiefschürfenden Hintergründe, die sich hinter Hoppers kleiner, diabolischer Geste verbergen. So wird Hopper zum eigentlichen Sympathieträger der Handlung. Da kann sich Costner ins Zeug legen, wie er will, kann springen, fliegen, tauchen, rennen– er ist eben Nichtraucher und somit Loser. (tw) Europa

Während du schliefst ... USA 1995, R: Jon Turteltaub, D: Sandra Bullock, Peter Gallagher

„Während du schliefst ...“ erzählt die wunderbare Aschenputtel-Geschichte der Fahrkartenverkäuferin Lucy aus Chicago. Romanzen dieser Art spielen stets in einer Parallelwelt, in der Verwechslungen und Zufälle das Leben beherrschen und manche Wahrscheinlichkeitsregeln aufgehoben sind. Wer soll schon ernsthaft glauben, daß zunächst nur ein einziger Mann in ganz Chicago an Sandra Bullock Gefallen findet. Aber damit der Zauber wirken kann, brauchen gerade Romanzen Hauptdarsteller, die ihnen Bodenhaftung geben, den Anschein von Wirklichkeit. Darum ist Sandra Bullock eine ideale Besetzung. Sie ist keine Fee, sondern handfest, leicht verwirrt und stark verstrubbelt.“ (Der Spiegel) Europa und Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)