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SanssouciNachschlag

■ Volksbühne & „Friedensuniversität“ und Ismael Ivo

Daß sich die Volksbühne alle Mühe gibt, alles andere als ein normales Theater zu sein, ist altbekannt. Und normalerweise mögen wir sie dafür. Aber Volksbühne & „Friedensuniversität“ – ein New-Age-Verein, bei dem u.a. Anhänger der faschistoiden Mun-Sekte mitzumischen scheinen? Eine bemerkenswerte Kombination. Aber auch ganz unabhängig von solchen Gerüchten – was hat das sonst für seinen Zynismus geschätzte Haus mit einer „Friedensuniversität“ zu tun? Sicher lagen die dort vertretenen Positionen nie genau auf einer Linie – aber politisch-moralische Nähe sollte doch wohl die entscheidende Voraussetzung dafür sein, um im Volksbühnen-Spektakel mittun zu dürfen.

Am Dienstag zeigte nun der wunderbare Tänzer Ismael Ivo sein „Delirium of a childhood“ am Rosa-Luxemburg-Platz. Ein Stück, das vor einigen Jahren schon im Haus der Kulturen der Welt zu sehen war. Aber leider zeigt er es nicht einfach so und uns zur Freude, sondern „anläßlich der Gründung der internationalen Friedensuniversität“. Die Volksbühne läßt eine Repertoire- Vorstellung ausfallen und stellt der „Friedensuniversität“ ihr Haus und auch das Eintrittsgeld zur Verfügung. „Für Barbara Thalheim hätten wir das nicht gemacht“, sagt die Volksbühnen- Pressesprecherin Kirsten Hemeyer. Ismael Ivo aber ist nicht nur ein herausragender Künstler, er arbeitet seit geraumer Zeit mit dem Volksbühnen-Choreographen Johann Kresnik zusammen, man hofft (gute Nachricht!) zu Beginn des nächsten Jahres den gemeinsam produzierten „Othello“ als Gastspiel an die Volksbühne holen zu können – und Ivo wollte nun mal für die „Friedensuniversität“ tanzen. „Das haben wir respektiert“, sagt Hehmeyer. Befremdlich, wie unpolitisch die sonst so politische Volksbühne hier argumentiert. So gab es im Foyer Bücher mit Titeln wie „Finde den Schamenen in dir“ zu kaufen, und bis in den Zuschauersaal wurde man von Leuten verfolgt, die einem einen Friedensuniversitätsprospekt in die Hand drücken wollten (Teilnahmegebühr: 1.474 Mark). Die Volksbühne machte indirekt Werbung für einen mehr als fragwürdigen Verein. Und ganz direkt verspielte sie dabei ein Stück ihrer politischen Glaubwürdigkeit. Michaela Schlagenwerth

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