Unterm Strich

Etwa zweihundert Katholiken hatten sich letzten Freitag kreuzeschwingend vor Kinos in Warschau postiert, in denen der britische Film „Priest“ gezeigt werden sollte, in welchem die Geschichte eines schwulen Priesters erzählt wird. „Wir werden es nicht zulassen“, wurde aus der Menge gerufen, „daß unsere polnische Kultur und unsere polnische Jugend von einem Film verdorben werden, der unsere Religion verunglimpft.“ Die Demonstranten, zum Großteil ältere Damen, stimmten religiöse sowie patriotische Gesänge an und entrollten Transparente mit dem Konterfei des Papstes Johannes Paul II. Der Protest hat allerdings, wie uns von offizieller Seite bestätigt wurde, den gegenteiligen Effekt gehabt: Bereits 45.000 vor allem junge Menschen rannten hin, um ihn zu sehen. „So viele waren es seit ,Der mit dem Wolf tanzt‘ nicht mehr“, erklärte der Vertreter eines großen polnischen Verleihs.

Drehbuchschreiber: Hier euer Wüstenrottag! Der Kölner Kunstsalon e. V. fordert auf, bis zum 20. Oktober vor allem erstklassige Drehbücher einzusenden, welche dann mit 50.000 Mark prämiert werden sollen. Er bietet die Möglichkeit, für ein volles Jahr an der Film Division der Columbia University School of Arts in New York eine Intensivausbildung in Scriptwriting zu erhalten. Bewerbungsbroschüren sind anzufordern bei „Kunstsalon e. V., Brühler Straße 11–13, 50968 Köln, Telefon und Fax: 0221/ 37 33 91.

Küsser, aufgemerkt! Zur Promotion des Films „French Kiss“ (Sie wissen, daß es sich dabei um die Intensiv-Küß-Variante handelt) werden lokale Radiostationen und Tageszeitungen in über 25 Städten „romantische Dinner zu zweit“ verlosen. Dabei ergibt sich dann aber natürlich ein Problem, das schon ganz andere Leute auseinandergetrieben hat als Sie oder ihn oder wen. Nämlich: Möchten Sie vielleicht jemanden küssen – und in der Intensivvariante küssen –, der gerade Zürcher Geschnetzeltes kaut? Dem Froschschenkel aus dem Halse ragen? Wir finden: Küsse, Bisse reimt sich überhaupt nicht, und nur wer komplett vermatscht ist, mag schon mal das eine für das andere greifen.

Donnerwetter: Spike Lee, dem das Museum of the Moving Image in Queens eine Retrospektive widmet, hat dort zum Auftakt erzählt, er habe als junger Mann, als zorniger junger Mann wahrscheinlich, im Kino mit Dingen geworfen, auf die Leinwand wie auch auf die Vorführer und Platzanweiser. Manchmal werde er noch immer als Troublemaker wahrgenommen, und Menschen in Hollywood, die ihn nicht kennten, hätten Angst vor ihm.

Man läßt ein Substantiv nicht mit sich allein. Zu diesem Ergebnis kommt der Mannheimer Professor Theo Stemmler, der einen Sprachreport über die Antrittsrede des Bundespräsidenten verfaßt hat. Einsame Substantive wirken nämlich einseitig.