Plastikverwertung: Wie es euch gefällt

■ DSD stellt Studie vor, um „Vorurteile“ gegen rohstoffliche Plastikverwertung abzubauen

Berlin (taz) – Das Duale System Deutschland (DSD) stellt sich selbst einen Freibrief aus. Plastikmüll soll nicht nur werkstofflich verwertet werden; die Verbrennung in Hochöfen oder die rohstoffliche Verwertung – Vergasung oder Rückverwandlung in eine Art Erdöl – seien genauso gut.

Der „Verwertungsmix hat aus ökologischer Sicht gute Noten bekommen“, behauptete Wolfgang Brück, der Geschäftsführer mit dem Grünen Punkt. Er stellte gestern eine entsprechende Studie vor, die das Fraunhofer-Institut für Lebensmitteltechnologie, die Uni Kaiserslautern und die TU Berlin im Auftrag von DSD und Industrie erstellt hatten. Das Motiv der Auftraggeber: Die Politiker sollen „in der Neufassung der Verpackungsverordnung auf Quotenfestlegungen für die einzelnen Verfahren verzichten", erklärte Roger Kamps vom Verband der Kunststofferzeugenden Industrie.

Die Politiker parieren. Ministerialdirektor Dietrich Ruchay vom Bundesumweltministerium versprach bei der Vorstellung der Studie, daß künftig der Plastikmüll in einem „Drittelmix“ sowohl werkstofflich als auch rohstofflich und energetisch verwertet werden kann. Die Verpackungsverordnung schreibt vage die „stoffliche Verwertung“ der 550.000 Tonnen zu sammelnder Plasteabfälle vor. Der Umweltberatungsgesellschaft „cyclos“ zufolge ist allerdings der energetische Wirkungsgrad der rohstofflichen Verfahren nur halb so hoch wie bei werkstofflichem Recycling. Laut Wuppertal-Institut schneidet auch bei Ressourceneinsatz und Kosten das werkstoffliche Recycling deutlich besser ab. Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) klagte, das werkstoffliche Recycling werde bewußt vernachlässigt, obwohl das vorhandene Potential längst nicht ausgeschöpft sei. Die Interessenlage ist klar: Werkstoffliche Recycler sind mittelständische Betriebe, hinter dem rohstofflichen Recycling steht die Macht von Konzernen wie RWE und BASF. Nicola Liebert