Hemelinger Marsch kostet über 100 Mio

■ Wirtschaftssenator plant „Umwelttechnologiepark“ mit Autobahnkreuz, aber ohne Gleisanschluß

Bis zum Jahr 2000 sollen in der Hemelinger Marsch 50 Hektar Gewerbefläche zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt muß das Land Bremen dafür gut 140 Millionen Mark ausgeben. Das geht aus der vertraulichen Vorlage des Wirtschaftssenators für die nächste Sitzung der Wirtschaftsförderungsausschüsse am 28. September hervor.

Mit einem Quadratmeterpreis von rund 300 Mark wird die Hemelinger Marsch damit eines der teuersten Bremer Gewerbegebiete. Allein den Ausbau der Autobahn-Abfahrt Hemelingen zu einem vollen „Kleeblatt“ mit direkter Anbindung des neuen Gewerbegebietes kalkuliert der Wirtschaftssenator mit rund 15 Millionen Mark. Selbst wenn bei einem Preis von 70 bis 80 Mark je Quadratmeter alle Gewerbegrundstücke verkauft werden können, werden am Ende über 100 Millionen Mark an Steuergeldern auf der Kostenseite übrigbleiben. Und das, obwohl es bisher noch gar keine Anmeldungen ernsthafter InteressentInnen gibt. Trotzdem ist in der Vorlage bereits von 75 anzusiedelnden Unternehmen mit 3.500 Arbeitsplätzen die Rede.

Zwar soll das gesamte Projekt unter dem Namen „Umwelttechnologiepark Hemelingen“ firmieren, für Unternehmen aus dieser Branche wird jedoch nur ein Drittel der Hemelinger Marsch reserviert. Ein weiteres Drittel soll zur Verlagerung von Betrieben aus Hemelinger Wohngebieten zur Verfügung stehen und das restliche Drittel soll frei auch außerhalb Bremens vermarktet werden. Auch die geplante Verkehrsanbindung des „Umwelttechnologieparks“ ist nicht gerade besonders ökologisch. Sieht der Kostenplan nämlich insgesamt 25 Millionen Mark für den Straßenbau vor, beschränkt sich die Anbindung an das Eisenbahnnetz auf die „Planung einer Option“ für ganze 65.000 Mark.

Zu der in den vergangenen Jahren so heftig umstrittenen Frage der ökologischen Bedeutung des bisherigen Naherholungsgebiets Hemelinger Marsch enthält die Vorlage des Wirtschaftssenators schließlich nur zwei Sätze: „Nach dem ökologischen Gutachten ist die für eine Gewerbeerschließung vorgesehene Fläche aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung ökologisch nicht besonders wertvoll. Eine Ausgleichbarkeit des notwendigen Eingriffs wird damit als gegeben unterstellt.“ Kein Wort zur Frage des Vogelschutzes in der Hemelinger Marsch, an der die Ampelkoalition zerbrochen war. Und kein Wort auch zu dem Problem, den bereits bei der EU in Brüssel als Vogelschutzgebiet angemeldeten Teil der Hemelinger Marsch wieder aus diesem Schutz herauszubekommen.

Beschließt die Große Koalition die Vorlage am 28. September dennoch, sollen die Erschließungsarbeiten sofort mit der Gründung einer Projektgesellschaft Hemelinger Marsch beginnen, 10,4 Millionen Mark sollen dafür im ersten Schritt bewilligt werden. Bereits im September 1996 soll dann das Bauleitplanungsverfahren abgeschlossen sein und Bürgerschaft und Senat zur Entscheidung vorgelegt werden. Ase