Trotz wenig Toren ist Herr Bisanz froh

■ Mit einem 3:0-Sieg in Finnland starten die deutschen Kickerinnen beschwerlich in die EM-Qualifikation

Tampere (taz) – Drei Tore, drei Punkte, das reicht für Rang zwei in der Europameisterschafts-Qualifikationsgruppe 1. Während die Weltmeisterinnen aus Norwegen, in die gleiche Gruppe gelost wie die deutschen Frauen, gleich 17:0 gegen die Slowakei gewannen, mußten sich die EM-Titelverteidigerinnen des DFB-Trainerduos Gero Bisanz und Tina Theune- Meyer gegen Finnland mit einem 3:0 begnügen.

In einem mit 1.000 Zuschauern nur leidlich gefüllten Ratinastadion beschränkten sich die Finninnen darauf, gegen die Vizeweltmeisterinnen nicht allzu viele Tore zu kassieren. „Ehrlich gesagt“, war Bisanz ehrlich, „ich bin froh, daß wir nicht so hoch gewonnen haben, denn nun brauche ich niemanden wieder auf den Teppich zurückzuholen.“ Andererseits habe man gesehen, daß gut spielen allein nicht genügt. Die Seinen, das mußte er „bemängeln“, hätten „zu wenige Tore aus den vorhandenen Chancen gemacht“. So traf zwar Bettina Wiegmann zwei Mal und auch Heidi Mohr konnte ihr beeindruckendes Torkonto noch einmal aufstocken, aber der Rest der zahlreichen Chancen wurde vergeben. Trotzdem hatte Bisanz „ein recht gutes Spiel gesehen“. Er freute sich über seine Kickerinnen, die „wenige Wochen nach der WM“ trotzdem „frisch zu Werke gegangen“ seien. Aus einem Team, das zu keinem Zeitpunkt von den Finninnen gefährdet wurde, ragten nur Wiegmann und Kapitänin Silvia Neid heraus. Die Regisseurin bereitete zwei Tore vor. Zufrieden war der Coach, der 14 Vizeweltmeisterinnen aufgeboten hatte, auch mit dem Libera-Comeback von Doris Fitschen, die nach Meniskus-Operation und halbjähriger Pause gewohnt souverän spielte. Fitschen, nach dem ohrenschmerzenbedingten Ausfall Uschi Lohns nachnominiert, diagnostizierte, ihr fehle „noch ein wenig die Kondition“.

Doch was ist dieser Sieg wert? Gero Bisanz denkt an das Selbstbewußtsein und an das nächste Frühjahr, wenn es in der Gruppe in Hin- und Rückspiel zur Neuauflage des WM-Finales kommt. Die Tagesform sei entscheidend, gegen den norwegischen Kampfgeist und die stärkere Physis sollen seine Spielerinnen mit spielerischen Qualitäten bestehen. Es geht um den wichtigen Gruppen-Platz eins. Nur die Erstplazierten der vier Qualifikationsgruppen haben ihr Ticket für das Endturnier mit acht Frauschaften, das erstmals 1997 stattfinden wird, sicher. Der Tabellenzweite aber muß sich in der Relegation mit dem Dritten der Gruppe 2 auseinandersetzen.

Das Gruppensystem wurde eingeführt, um die Leistungen weiter zu steigern und den Frauenfußball noch attraktiver zu machen. Zwar nehmen 33 Teams an der EM teil, aber nur 16 wurden nach einem Leistungskoeffizienten für die vier Gruppen ausgewählt. Daß es in dieser A-Liga trotzdem noch zu Kanterergebnissen kommen kann, zeigt das immer noch sehr unterschiedliche Leistungsvermögen in Europas Frauenfußball. Umgekehrt führt das Relegationssystem zu solch einem Spiel, wie es die Finninnen in Tampere gezeigt haben. Von keinerlei Offensivdrang getrübt leisteten sie Verteidigungsarbeit, um mit einem achtbaren Resultat schlußendlich Rang drei und damit die Relegation zu erreichen. Rainer Hennies

Schiedsrichterin: Ingrid Jonsson (Schweden)

Tore: 0:1 Wiegmann (15.), 0:2 Mohr (67.), 0:3 Wiegmann (85.)– Zuschauer: 1.000

Deutschland: Goller - Fitschen - Austermühl, Bernhard - Mandrysch, Wiegmann, Neid, Pohlmann, Voss - Brocker, Mohr