■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Der Mauschel-Index

Kennen Sie die Zeitung „Impulse“? Müssen Sie ja nicht. Impulse ist ein Wirtschaftsmagazin, heißt es, in Wahrheit scheint es aber eine verkappte Komikerpostille zu sein. In der neuesten Nummer nämlich haben die WirtschaftsexpertInnen die Grünen-Landesprogramme unter die Lupe genommen. Und siehe da: Mützelfücks und Co. schneiden primaprima wirtschaftsfreundlich ab, die Klassenbesten unter allen Landesverbänden. „Intelligentes Programm“, das „manches CDU-Programm in den Schatten stellt“. Können sich die Grünen freuen, aber nicht so richtig. Impulse hat nämlich eine brandneue Politik-Erkennungsmethode entwickelt: Das „Polit-Barometer mit Realo-Index“. Da scheint der Windigkeits-Index ziemlich hoch zu sein.

Überhaupt, was nutzt uns der Realo-Index, wo doch in Bremen ganz andere Qualitäten gefragt sind. Vornean die Mauschelfähigkeit. Die ist ziemlich hoch entwickelt. Wie sonst wäre die Finanzlücke beim Vulkan so schnurstracks in die Presse geraten? Man munkelt einen Namen: Keller.

Ulrich Keller ist beim Finanzsenator für die bremischen Beteiligungen zuständig, deshalb gehört er sowohl zu den Architekten der Klöckner-Rettung, als auch des Stadtwerke-Verkaufs. Und weil er ein großes Licht ist, leidet er an den hirnmäßigen Dunkelheiten der Herren über ihm. Wir erinnern uns mit Grausen, als Bürgermeister Wedemeier der Finanzsenator Fluß durch die Weltgeschichte liefen und verkündeten, jeder Monat, an dem die Stadtwerke nicht verkauft würden, koste Bremen fünf Millionen Mark. War gar nicht wahr, „aber was kann ich dafür, wenn mein Senator nicht zuhört“, hatte Keller damals lapidar erklärt.

Also: Keller mischt im Vulkan-Aufsichtsrat mit hochbezahlten Bankern und ist selber nur ein vergleichsweise schlechtbezahlter Beamter. So einer strebt nach Höherem, sagen die Auguren, so einer will doch auch mal an die Fleischtöpfe. Kurz gesagt: Keller will den Finanz-Vorstand im Vulkan übernehmen, dafür braucht er die Öffentlichkeit, die spickt er mit Informationen. Drei Punkte für den Mauschel-Index.

Aber da hat er mauschelmäßig harte Konkurrenz, denn die zweite Quelle für Vulkan-Interna scheint auch ausgemacht. Wie kommt ausgerechnet der „Stern“ an Konzern-interne Briefe, in denen der Vulkan-Verbund seine Tochterfirmen auffordert, Kredite aufzunehmen und das Geld dann an die Zentrale zu schicken? Dazu muß man wissen: Der Ressortleiter Wirtschaft beim Stern heißt Hühnerkoch. Der hat seine Karriere als Volontär bei der Bremer Morgenpost begonnen. Und wer hat ihn damals ausgebildet? Helgard Grobecker. Und mit wem ist Helgard Grobecker verheiratet? Mit Claus Grobecker. Und was macht Claus Grobecker beruflich? Er ist Arbeitsdirektor bei der Deutschen Seerederei im nahen deutschen Osten. Und außerdem Aufsichtsratsmitglied bei einem Weltkonzern aus Bremen. Und der heißt? Na? Fängt mit „V“ an. Da kommen Sie drauf. Jedenfalls, das verrät einen exzellenten Mauschel-Index, von jeher, findet Ihre Rosi Roland