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■ Ein sehr offener Brief in Sachen KruzifixAlle Passionswerkzeuge in die Klassenzimmer!

Sehr geehrte Frau Hümmeler,

die von Ihnen für heute in München geplante und organisierte Demonstration „Das Kreuz bleibt, gestern – heute – morgen“ kann ich nur begrüßen. Doch erscheint mir die Beschränkung unseres Anliegens allein auf das Kreuz noch ungenügend. Denn sicher sind Ihnen, liebe Frau Hümmeler, neben dem Kreuz auch die weiteren „Arma Christi“ – die Waffen und Werkzeuge, mit denen unser Heiland malträtiert wurde – bestens bekannt.

Mir liegt daran, daß die traditionelle Andacht beim Anblick der „Arma Christi“ auch unseren bayerischen Schülern und Schülerinnen endlich wieder nahegebracht wird. Denn nichts macht die Leiden unseres Heilands einprägsamer deutlich als eine gelungene Darstellung der Passionswerkzeuge in Form eines Bildes oder einer Statue.

Der große Kunsthistoriker Rudolf Berliner hat das in seinem wegweisenden Aufsatz „Arma Christi“ allein am Beispiel der Nägel, mit denen Christus ans Kreuz geschlagen wurde, wunderbar ausführlich beschrieben. Eine Darstellung dieser Nägel, so Berliner, ermögliche eine einzigartige Meditation: „Das war es, was in der Vorstellung nacherlebt werden sollte, wie die Nagelspitze in das Fleisch eingedrückt wird, wie das Eisen unter den Hammerschlägen immer tiefer eindringt, das Fleisch auseinanderreißt, die Knochen zersprengt, wie das Blut herausspritzt, wie die Schmerzen immer furchtbarer werden.“ (zitiert aus dem Münchner Jahrbuch für Bildende Kunst, 1955, Seite 42)

Solche religiöse Inbrunst sollte auch unseren Schülern und Schülerinnen wieder zugänglich gemacht werden. Denn daß die „Arma Christi“, wie Rudolf Berliner zeigt, vom frühen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert das wahrhaft christliche Leben prägten, kann ja wohl kein Zufall sein.

Deshalb schlage ich vor, das Kreuz im Klassenzimmer um mindestens zehn dieser „Arma Christi“ zu ergänzen. Entlang der Wände lassen sich problemlos Bilder all der (Folter-)Werkzeuge anbringen, die Rudolf Berliner aufzählt. Unbedingt notwendig wäre in dieser Reihe die Zange, der „ein besonderer Erregungswert für das fromme Gefühl zukam, denn auch die Verletzungen, die das Ausziehen der Nägel dem toten Körper beibrachte, stachelten das Mitleiden auf“. (Berliner, Seite 43). Daneben sind zur Andacht sicher sinnvoll: die Dornenkrone, die Leiter der Kreuzabnahme, die Lanze, mehrere Geißeln und die Geißelungssäule. der Speichel und die Würfel der Soldaten sowie der Schwammstab, mit dem unserem Heiland Essig als Trank gegeben wurde (Seite 49).

Der Anblick dieser Passionswerkzeuge ließe sich hervorragend in unseren schulischen Alltag integrieren. Schließlich handelt es sich bei der Passionsmeditation, wie Rudolf Berliner feststellt, „um eine täglich vorzunehmende Übung“ (Seite 48). Und „es blieb Regel, so zu meditieren, als ob die Passion mit eigenen Augen gesehen würde“ (Seite 93).

Ich möchte deshalb anregen, weitere Demonstrationen – nicht nur in der Landeshauptstadt – zu veranstalten. Beginnen könnte man beispielsweise mit der Forderung nach einer Darstellung des Essigtranks, der unserem gekreuzigten Heiland mit einem Schwamm auf einem Holzstab gereicht wurde. Für diesen Fall empfehle ich den Demonstrationstitel „Der Schwammstab bleibt – gestern, heute, morgen“.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr Felix Berth

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