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: Alles nur Elstner

„April, April“, Donnerstag, 20.15 Uhr, RTL

Frank Elstner wird gehaßt. Zum Beispiel vom Spiegel, der glaubt, daß niemand so sein möchte wie Elstner, am wenigsten er selbst. Auch Thomas Gottschalk, der Elstner seinen Job bei „Wetten, daß ...“ verdankte, muß unbedingt nachtreten: „Ich möchte nicht wie Frank enden!“ Wie denn dann? Etwa als Lettermann-Kopie mit Schlangenlederjacke?

Leicht könnte man den angeschlagenen Moderator nun endgültig auszählen. Doch kann man das? Schließlich ist Frank Elstner die letzte ehrliche Haut im Fernsehen und zudem der einzige, der mit ausgestreckten Armen klatscht. Einer, der sich die Gage mit Schweißflecken unter den Achseln erarbeitet, anstatt sie nach getaner Show auf Mallorca zu verjuxen.

Für den Erfinder aus dem Bastelkeller der TV-Anstalten („Spiel ohne Grenzen“, Wetten, daß ...“, „Mann-o-Mann“) reichen herkömmliche Kriterien nicht aus. Denn der Mann, der Hans Meiser entdeckte, hat eine Mission: Natürlich darf eine Unterhaltungssendung nicht „April, April“ heißen und Späße mit verstecker Kamera machen – das weiß Elstner auch. Was uns der Moderator mit dem Kassengestell sagen will, ist doch klar: Seid genügsam, Leute, und lacht auch mal ohne Grund! Die Welt ist gar nicht so crazy, wie es euch die hysterischen Shows der anderen vorgaukeln. Recht hat er! Schließlich ist man nach Schreinemakers immer tagelang traurig, daß es die Irren von der Couch dann doch gar nicht gibt.

Elstner ist wenigstens ehrlich und tut erst gar nicht so, als gäbe es außer ihm eine Schnittmenge zwischen Fernsehen und Leben. Seine Filmchen sind so inszeniert, daß selbst Maren „Glücksrad“ Gilzer den Schwindel bemerken muß. Und den Menschen draußen an den Fernsehgeräten ruft Elstners Gestik zu: alles nur Spaß.

„Zugegeben, Frank ist nicht der erste, der eine Kamera versteckt“, hat auch RTL richtig bemerkt, aber darum geht es auch gar nicht. Elstners Sendungen sind der Warteraum in der Fernseh-Nervenklinik. Während nebenan Schmidt und Co. um ihr Leben ulken, reicht uns Frank den Cocktail zum Wegdämmern.

So legte sich spätestens, als Norbert Blüm von seinem Finnland-Urlaub erzählte, Ruhe über die Glotze. Und nach Franks Mahnung, „Wer viel Spaß hat, muß auch mal ernst sein“, war das Stadium geistiger Schwerelosigkeit erreicht. Oliver Gehrs