Der intime taz-Report
: Endlich Ruhe bei Rutschkys!

■ Einmal mußte aber auch Schluß sein!

Mannomann, was für ein Weib! Katharina Rutschky hat sich in ganz Deutschland unbeliebt gemacht. Ihr Beruf: Publizistin. Ihr Thema: sexueller Mißbrauch. Ihr Buch: „Erregte Aufklärung“. Ihre Message: keep cool!

Doch überall, wo die engagierte Dame auftritt, gibt es Stunk. Demonstrationen, Schlägereien. Gift und Galle. Und Krawall.

Michael Rutschky, der Ehemann, hat sich die Geschichte lange Zeit mit angesehen. Er, ein feinsinniger Essayist („Erfahrungshunger“), ist eigentlich nicht der Typ, der dazwischengeht, wenn seine Frau über die Stränge schlägt. Und geschlagen wird. Und ins Fernsehen kommt. Oder ins Krankenhaus. Und das Image des Ehepaars ruiniert.

Welcher Mann läßt sich das bieten? Der typische Bolle-Berliner hätte seine Gattin schon längst zur Vernunft gebracht. Ganz anders Michael Rutschky. Ein Intellektueller. Er ließ seine Frau gewähren. Hielt das für superclever. Emanzipation. Postmoderne Ehe. Wie bei Sartre & Beauvoir.

Doch dann geschah es. Einmal zu oft geriet Katharina Rutschky in die Schlagzeilen. Eckte an, wurde ausgepfiffen, kam ins Fenrsehen. Da platzte dem Gatten der Kragen.

„Haick dir nich gesacht, dassde uffhörn sollst mit der Scheiße?“ Das waren die Worte, mit denen er seine Frau empfing, als sie aus dem Fernsehstudio nach Hause kam. Morgens um vier.

Er. Der Essayist. Hackezu. Mit einer Flasche Schultheiss in der Hand. Schon fast ganz ausgetrunken.

Sie tat unschuldig. „Watt willste, Alter?“ Aber diesmal hatte sie sich verrechnet. „Statt mir meine Strümpfe zu stopfen, krakeelste in der Weltjeschichte rum!“ brüllte der erzürnte Essayist („Erfahrungshunger“). „Und bringst ma meinen juten

Namen in Verruf!“Bratsch, ballerte er ihr die Schultheissflasche über die Emanzenrübe. „Erregte Uffklärung! Hör mir bloß uff mit dem Quatsch, alte Schnatz! Dau hässet lang jenuch jetriwwe! Mach lieber de Abwasch! Dau damische Sau do! Noch een eenzjes Widerwort, und ick mach dir alle, du Schlampe!“ Mit diesen häßlichen Worten nahm er seine Gattin in den Schwitzkasten.

Die Nachbarn horchten auf, riefen die Polizei.

Um den Abwasch hatte Katharina Rutschky sich schon seit 1988 nicht mehr gekümmert. Hatte gedacht, das regelt sich schon, das macht schon irgendwer. Denkste!

Erst jetzt ließ sich die feine Dame endlich dazu herab, wieder ein wenig Ordnung in ihren verwahrlosten Haushalt zu bringen. Abwasch, Bohnern, große Wäsche. Das wurde aber auch Zeit!

Die Polizei, kaum aufgekreuzt, zog hochzufrieden wieder ab. „Selten so nen knorke und schnafte in Schuß jehaltenen Haushalt jesehen“, bestätigte Wachtmeister Knorzbolle dem Essayisten. „Schätze, ick werde hier nich mehr jebraucht, wa!“

Doch Michael Rutschky („Erfahrungshunger“) hatte sich bereits unter dem protzigen Rauchtisch im Meditationszimmer zusammengekringelt und schlief den Schlaf des Gerechten. Frau Rutschky indessen war noch bis zum Morgengrauen damit beschäftigt, die Speisereste (Sushi und Jim Beam) von den Tellern zu kratzen.

Und sie weinte dabei. Aus Scham. Über sich selbst.

Das ist eine gute Nachricht. Sicherlich gibt es noch andere Probleme in der Welt – Bosnien, China, Atom. Doch bei Rutschkys ist endlich Ruhe eingekehrt. Auch das ist schon ein kleiner Erfolg. Für uns alle. Gerhard Henschel