■ Schöner Leben
: Sachichma'

Ein neuer Gipfel ist erklommen. Ein neues Füllwort macht die Runde, das alle Vorgängerphrasen an Schönheit schlägt: „Sachichma“, hallt es tausendfach wider von den luftigen Höhen der Nullrhetorik. Den Anfang wagte ein Fußballspieler, ein Ex-Bremer noch dazu: Thorsten Legat, als Extremsprachathlet weithin bekannt. Der kompakte Kicker führte die Phrase zunächst in seine legendären Interviews ein. Frage: „Thorsten Legat, wie war das in der 87. Minute? Foul oder ...?“ – Antwort: „Also, aus meiner Sicht, sachichmal, konnte ich das nicht so genau sehen; aber auf jeden Fall geht die Entscheidung des Linienrichters insgesamt in Ordnung, sachichmal.“

Den Spott der Sportjournaille hatte „Thorsten Sachichmal Legat“ natürlich sicher. Legat aber zog unbeirrt seine rhetorischen Kreise, und mit ihm sein schönes Füllwort. Bald schon schloß sich kein Geringerer als Uli Borowka an, jener Mastbulle an Körper- und Geisteskraft: „Na, ichsachmal, verdientes Unentschieden“ . Unsuwe Seeler („Es muß mit dem HSV sachima endlich wieder vorwärtsgehen“) verlängerte den Paß; längst ist er bei den Sportmoderatoren selbst angekommen. Und in der Politik.

Hörte man inmitten der jüngsten Parlamentstumulte nicht elegant gewundene Kommentare wie: „Das Kruzifixurteil sachichmal muß sich an der Wirklichkeit messen lassen“? Höchste Zeit, daß die Bremer Rhetorikstars den Ball annehmen und weiterspielen. Freuen wir uns auf Herrn Bürgermeister Scherf, wenn er sich demnächst folgendermaßen ins Buten & Binnen-Mikrofon ergießt: „Es muß und es wird sachichmal mit Bremen aufwärtsgehen!“ Freuen wir uns aber vor allem auf Herrn Senator Beckmeyer, den Stan Libuda des Wörterverdribbelns: „So sachimal rette ich die Bremer, äh, Werften.“ Wie sagte Superfranz damals so schön: Kommt Jungs – Pause. Thomas Wolff