piwik no script img

„Windwelle“ auf allen Kanälen

So war's gedacht, und so hat's dann schlußendlich auch geklappt: Die „Windwelle“ schippert seit gestern mittag auf dem alten Findorffer „Torfhafen“ umher, sich mit dem Wind mal rechts- mal linksrum drehend, immer schön knapp oberhalb der Wasseroberfläche.

Bei der Generalprobe am Mittwoch hatte das Kunststück, ersonnen vom heimischen Bildhauer Wilhelm Maria Thein, noch etwas zu wenig Tiefgang gehabt – die Ankerkonstruktion ragte unschön aus dem Brackwasser. Aber die gestrige Premiere ging ganz nach Plan, und das mal staunende, mal zweifelnde, aber zuletzt fröhlich beschwingte Publikum – rund 2000 Leute umsäumten das kleine Hafenbecken – applaudierte heftig, als Theins stilisiertes Segelboot zu ätherischen Celloklängen vor Anker ging. Die Konstruktion hatte die Lürssen-Werft übernommen. Mehrere Gelenke und Drehschekel sollen dafür sorgen, daß die Plastik nicht starr auf dem Wasser sitzt, sondern sich „im Prinzip wie ein Stehaufmännchen“ (Thein) um seine eigene Achse dreht. Allerdings erst ab Windstärke 3 – gestern aber blies ein ungewohnt schwacher Westwind mit zwei schlappen Windstärken, und die „Windwelle“ kam nicht großartig in Fahrt.

Rund 50.000 Mark hat das gute Stück gekostet – nicht den Staat, nicht die Stadt: Die „Windwelle“ ist von vorn bis achtern privat finanziert; besonders die Findorffer Geschäftsleute haben sich für Theins Kunsttraum in die Riemen gelegt.

Eine weitere Version der Plastik ist auch schon unterwegs. Allerdings nur in Geisterform: Über das „Internet“ segelt, von einem Schweizer Unternehmen befördert, ein Bericht über das Findorffer Kunststück samt Computergrafik durch das weltweite Computernetz: „Wir warten nur darauf, daß Bill Gates anruft und sich eine zweite Windwelle bestellt.“

tw/Foto: Nikolai Wolff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen