Kommentar: Häßliche Bälger
■ Bremerhaven will lieber nicht wählen
Bremerhavener Verhältnisse: Eine Stadt, mehr als 40 Jahre in den Klauen einer Partei, die Opposition ist so schwach, daß ihr kaum etwas zuzutrauen ist – eine durch und durch sozialdemokratische Stadt. Wer sich wirksam in die Politik einmischen wollte, der mußte es mit der SPD, und allein mit ihr, zu tun haben. So war es über lange Jahre, doch die Zeiten sind vorbei. In der Stadt hat sich eine kleine Revolution abgespielt: Wer hätte noch vor Jahren zu träumen gewagt, daß eines Tages der Magistrat beinah ohne SPD stattfindet.
Doch was so hoffnungsvoll aussieht, das erweist sich ganz schnell als Trugbild. Denn die urdemokratische Katharsis, die auf dem Papier noch diagnostiziert werden könnte, ist in der Realität das blanke Gegenteil. In Stil und Inhalt erweisen sich die Aufsteiger CDU und AfB als der politische Wurmfortsatz der Sozialdemokratie, als häßliche Bälger einer verfilzten politischen Kultur. Was wären die Christdemokraten ohne den allzeit kungelbereiten Oberabzocker der SPD-Stadtverordnetenfraktion Richard Skribelka? Nach wie vor eine Randerscheinung. Und was wäre die AfB ohne ihren Vormann Werner Lenz, der als SPD-Allzweckspitzenpolitiker über Jahrzehnte am Niedergang beteiligt war?
Die BremerhavenerInnen hatten die Wahl: Zwischen der abgehalfterten Partei und ihren nicht minder abgehalfterten Anhängseln. Kein Wunder, daß so wenige hingegangen sind. Jochen Grabler
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