„Vielleicht wird's ja nächstes Mal besser“

■ Kinder zweifelten beim „natur“-Kindergipfel am Interesse der Politiker

Die Schulpflicht wollen sie abschaffen und nur ein Recht auf Schulbildung daraus machen. Jeder Mensch, auch Kinder, soll das volle Stimmrecht bekommen. In jeder Schule soll es einen Redaktionsraum für eine Schülerzeitung geben. Alle Kinder der Welt sollen ein „Recht auf bessere Lebensbedingungen“ haben.

Diese Forderungen erhoben die etwa 600 Kinder beim natur-Kindergipfel, der am Wochenende im FEZ Wuhlheide stattfand. Und die anwesenden Politiker unterzeichneten: Thomas Krüger, ehemaliger Berliner Jugendsenator, stimmte für das Wahlrecht, Gregor Gysi für die besseren Lebensverhältnisse. Nur die Forderung nach Abschaffung der Schulpflicht wollte keiner unterschreiben.

Trotz der schriftlichen Unterstützung der Politiker beendeten die Kinder aus zehn Ländern Europas den dritten natur-Kindergipfel mit großer Skepsis. In Workshops und Arbeitsgruppen formulierten die Kinder ihre Forderungen als „Generationenvertrag“. „Die Idee dieser Veranstaltung ist gut. Aber die Politiker nehmen das überhaupt nicht ernst“, brachte die 15jährige Ulrike Gringmuth ihre Zweifel am Erfolg des Kindergipfels auf den Punkt.

Die Podiumsdiskussion zwischen Kindern und Politikern fand Ulrike „total peinlich“. „Scharping hat locker seinen Wahlkampf gemacht und blöd herumgegrinst, und Claudia Nolte blieb ohne Entschuldigung weg“, begründete Ulrike ihre Zweifel am wirklichen Interesse der eingeladenen Politprominenz.

„Mir kommt das wie eine Alibiveranstaltung vor“, schimpfte der 15jährige Martin Wilke aus Prenzlauer Berg. Martin war vor allem sauer, daß kein Politiker die Forderung nach Aufhebung der Schulpflicht unterstützte.

Auch das Verhalten der Medienmeute auf dem Kindergipfel stieß auf Kritik. „Die meisten Journalisten tummelten sich auf den Promi-Veranstaltungen. Und wenn die mit ihren Kameras und Mikrofonen herumwuchten, schüchtert das schon ein“, bemängelte die 16jährige Leonie Meroth aus Hamburg.

Trotz Entäuschung und Skepsis wollte aber keiner der Befragten den Kindertag missen. „Für uns waren die Begegnungen und Gespräche mit Leuten aus anderen Städten und Ländern schon wichtig“, betonten Ulrike und Leonie einen für sie positiven Aspekt der Veranstaltung.

Auch der 12jährige Zoltan Galamb aus Graz will trotz aller Vorbehalte „nächstes Mal unbedingt wieder dabeisein“, denn: „Für mich macht der nächste Gipfel vor allem den Sinn, das besser zu machen, was bei diesem Gipfel nicht so gut lief.“ Bert Arne Meyer