Vom Elend werdender Hebammen
: Verschaukelt

■ Zukunft der Hebammenschule in Bremerhaven noch immer ungeklärt

Eigentlich wollten die 15 Frauen schon im Mai ihren Hebammenkursus antreten. So war es ihnen zugesichert worden. Doch erst wurde der Kurs um fünf Monate verschoben, schließlich – im Juli – ganz abgesagt. Zu spät, um sich noch bei anderen Hebammenschulen zu bewerben. Am vergangenen Freitag trafen sich die um ihre Ausbildung betrogenen Frauen mit Behördenvertretern. „Das Gesundheitsressort hat zwar versucht, Optimismus zu verbreiten, es ist aber trotzdem der Eindruck entstanden, daß die Ausbildung in Bremerhaven eigentlich nicht gewollt ist“, bilanziert die grüne Bürgerschaftsabgeordnete Gerhild Engels das Treffen.

Die Hebammenschule ist 1992 in Bremerhaven mit einer dreijährigen Ausbildung für 15 Schülerinnen eingerichtet worden, finanziert aus EU-Töpfen und vom Arbeitssenator. Denn hier wurden Berufsrückkehrerinnen zu Hebammen umgeschult – eine seltene Chance auch für ältere Frauen. Meist bilden Hebammenschulen nur junge Frauen aus.

Seit 1992 war jedoch auch klar, daß das Finanzierungsmodell des ersten Kurses lediglich eine Art Anschubfinanzierung war und Ende April 1995 auslaufen würde, sagt Holger Rudolf, Pflegedirektor im Krankenhaus Reinkenheide, einem der Träger. „Uns war klar, daß wir die Ausbildung zukünftig zum Teil über die Pflegesätze der Krankenkassen finanzieren wollten.“ Und das Gesundheitsressort habe schon 1992 zugesagt, mit den Krankenkassen zu verhandeln. Passiert ist jedoch drei Jahre lang offenbar nichts.

Im Bremer Gesundheitsressort gibt man sich jedoch weiter optimistisch. Morgen wolle man sich mit den Krankenkassen treffen. „Und wir hoffen, daß bei diesem Gespräch der Knoten durchgeschlagen wird. Die Ausbildung könnte dann Anfang 1996 beginnen“, heißt es aus der Gesundheitsbehörde. Schließlich liege nun auch eine Bedarfsanalyse für das Land Bremen vor – danach müßten alle zwei Jahre 15 Hebammen mit der Ausbildung fertig werden.

Das sieht man in der AOK ganz anders: Klaus Stratmann von der AOK vermutet, daß der tatsächliche Bedarf niedriger liegt und daß nur aufgrund arbeitsmarktpolitischer Überlegungen 15 Ausbildungsplätze errechnet worden sind. „Für die Arbeitsmarktpolitik soll der Senat aber selbst zahlen, dafür sind nicht die Krankenkassen zuständig.“ Nach den bisherigen Vorstellungen des Gesundheitsressorts müßten die Kassen 300.000 DM pro Jahr für die Hebammenausbildung zahlen. Elke Gundel