Sanssouci
: Vorschlag

■ "Papa wohnt jetzt in der Heinrichstraße" im Hoftheater

Lisa, Bobo und Dodo trösten Scheidungskinder Foto: F. Schmidt

Das kleine Mädchen streckt sich, als wolle es in der Mitte entzweireißen. Sie möchte ihre Eltern festhalten, zurückholen. Aber die streben eilig auseinander. Das bunte Blatt aus dem Bilderbuch „Papa wohnt jetzt in der Heinrichstraße“ von Nele Maar und Verena Ballhaus zeigt das ganze Herzenselend eines Scheidungskindes. Paul Maar hat ein Theaterstück nach diesem Buch geschrieben, das für Kinder, die ähnliches erlebt haben, eine unschätzbare Hilfe sein dürfte.

Lisa, inzwischen erwachsen, sitzt vor einem Fotoalbum und erzählt: Wie ihre Eltern sich kennenlernten und heirateten, wie sie alle drei glücklich zusammenlebten und wie sie am schönsten Weihnachtsabend ihres Lebens die Teddybären Dodo und Bobo geschenkt bekam. Die verliebten Eltern (Marlies Ludwig und Andreas Wobig) turteln miteinander, das Kind spielt es mit den Teddys nach. Der erste große Streit dreht sich um eine Kleinigkeit: den Abwasch. Später, als sich Papa und Mama um jeden Stuhl zanken, schneidet das Kind einen Spülhandschuh in Fetzen und teilt sie zwischen ihnen auf. In knappen, tragikomischen Szenen werden alle Stadien der Trennung durchmessen: die Versuche der Eltern, das Kind zu trösten, der Auszug des Vaters, die Aufteilung des Lebens in „Papa- und Mama-Wochenenden“. Und die Wunschträume und Lügengeschichten des Mädchens, das schamhaft die Fassade zu wahren sucht. Lisa erzählt ihren Schulfreundinnen von Familienausflügen und phantasiert sich zusammen, wie sie die Eltern wieder vereinen könnte.

Hartmut Krugs Inszenierung ist die erste Eigenproduktion des Hoftheaters Prenzlauer Berg. Nur wenige Schauspieler können Kinder glaubhaft darstellen. Aber Sonja Greuter schlüpft in Lisas Rolle wie in eine zweite Haut. Sie ist traurig, patzig, anschmiegsam und altklug und trifft stets den richtigen Ton. Am Ende überlegt sie, ob die Eltern einander vielleicht besser nie begegnet wären. Doch sie schüttelt entschieden den Kopf und spricht einen Trost aus für alle Scheidungskinder: „Nein, wäre es nicht. Dann hätte es ja auch mich nicht gegeben!“ Miriam Hoffmeyer

Nächste Vorstellungen: Mi., 27. 9., 10 Uhr, Hoftheater Prenzlauer Berg, Sonnenburger Straße 70, Tel. 4485421. Do., 28. 9. und Fr., 29. 9., 10.30 Uhr, Kulturhaus Spandau, Mauerstraße 6