■ Tour d'Europe
: Reiche Regionen

Nach der Untersuchung „European Regional Prospects“ von Cambridge Econometrics, einem auf Zukunftsprognosen spezialisierten Wirtschaftsforschungsinstitut, steht an der Spitze der reichen Regionen der EU der Veneto, die Region rund um Venedig. An zweiter Stelle Hessen, danach folgt die Rhone-Alpen-Region Frankreichs, dann das Elsaß, darauf wieder zwei italienische Gebiete: die Marken und Friaul.

Zugrundegelegt haben die Wirtschaftsforscher dabei eine große Anzahl von Parametern, deren wichtigste sind: die Steigerung der Wertzuwachsraten, die Arbeitsmarksituation, die Infrastruktur und die Investitionsperspektiven. Während sich Hessen vor allem aufgrund der drei letzteren Parameter nach vorne geschoben hat, steht etwa bei der Wertzuwachsrate nach dem Veneto (mit 4,1 Prozent) an zweiter Stelle Irland (4,0), gefolgt von Berlin (3,8), Flevoland (Holland, 3,7) und den Marken (Italien, 3,6 Prozent).

Die Forscher haben auch die größten Städte der jeweiligen Länder herausgepickt und ihnen die Zukunftsperspektiven ausgerechnet. Fünf Metropolen sind dabei als einigermaßen zukunftsträchtig aufgefallen, der Rest wird bis zum Jahr 2000 eher mit großen Problemen zu kämpfen haben. Auch die Motive für die positiven Erwartungen teilen die Forscher mit: Berlin wird durch die Ansiedlung multinationaler Konzerne blühen, in Paris sorgt ein gigantischer Ausbauplan des Staates für einen Boom, in London ist die große Finanz zurückgekehrt, Brüssel wird trotz aller Europa-Stolperer von der EU weiter gesponsert, und Rom entwickelt sich immer mehr zum Zentrum des europäischen Handels in Richtung Afrika und Asien.

Auch die ärmsten Regionen Europas werden analysiert. So prognostizieren die Wissenschaftler etwa dem italienischen Ligurien mit einem Schwund von 0,1 Prozent der Arbeitsplätze ziemlich miese Aussichten – einer Region, die nur gute 150 km von der reichsten Europas, dem Veneto, entfernt liegt. Ebenso mit einem Schwund zu rechnen haben Makedonien (Griechenland) mit –0,1; Limes und die untere Normandie (Frankreich) und die österreichische Steiermark mit —0,2; Zentralgriechenland und Thrakien mit —0,3 bzw. —0,4; das absolute Schlußlicht und damit die ärmsten Regionen Europas bilden Sardinien und Kreta mit jeweils einem Schwund von 0,6 Prozent der Beschäftigung. Wobei anzumerken ist, daß oft gerade die ärmsten Regionen dann wieder die Reichsten der Reichen anziehen; auf Sardinien etwa hat die Crême de la crême der italienischen Politik und Kultur ihre Sommerresidenzen.

Hohe Arbeitszuwachsraten prophezeihen die Forscher immerhin zwölf der deutschen Bundesländer (jeweils über ein Prozent) und dem Rest jeweils über 0,25 Prozent. Die größten Flächen mit Nullwachstum finden sich in Mittel- und Unteritalien, in Griechenland, in Portugal und im südwestlichen Frankreich.W.R