■ Querspalte
: Die Hand am Abzug

Manchem wird die Meldung nicht entgangen sein, wonach sich japanische Frauen bei der Benutzung öffentlicher Aborte derzeit exzessiv einer kleinen Transistorbläke bedienen, die die Geräusche einer Wasserspülung sehr eindrucksvoll simuliert. Indiskrete Stoffwechsel lassen sich damit kaschieren, ohne daß die Damen ständig ihre Hände am Abzug haben und quasi ganze Stadtbezirke trockenlegen müssen. Dies scheint mir eine der wesentlichen Erfindungen des ausklingenden Jahrtausends zu sein. Schließlich ist es ganz und gar nicht im Sinne selbstbestimmter Völker und Individuen, wenn der menschliche Körper ungehindert Laute hervorbringt, die keinesfalls für anderer Leute Ohren gedacht sind, Entäußerungen, die nicht unbedingt geeignet sein dürften, die Reputation ihres Absenders zu heben. Und dies ist beileibe nicht nur das Problem japanischer Frauen.

Nehmen wir Männer. Deutsche. Beckenbauer. Oder Biolek. Unsinn, wir nehmen Kanther. Wäre jenem Manne rechtzeitig jener kleine Apparat zu Diensten gewesen, er hätte ihn während seiner Ausbringungen zur Frage sicherer Herkunftsländer ausgiebig benutzen können. Die ihm dabei entfahrenen Geräusche wären auf diese Weise gnädig von einem satten Schlurbeln und Spruwittern zugedeckt worden. Er, Kanther, hätte dennoch alles gesagt und sich nicht vorwerfen müssen, mal kein richtiges Schwein gewesen zu sein. Unsereiner wiederum hätte außer fallenden Wassern nichts gehört und sich die Illusion bewahrt, daß der Mann vielleicht aussieht wie Herrenrasse, sich aber wenigstens nicht ganz so benimmt. Vorbei. Allerdings, so meldet der ARD-Videotext, hat fernöstliche High-Tech sowieso ihre Grenzen: „Tokio. In der japanischen Hauptstadt hat sich möglicherweise ein neuer Nervengas-Zwischenfall ereignet. Nach Angaben der Polizei wurden vier Personen nach dem Einatmen eines rätselhaften Dampfes in einer Bahnhofstoilette bewußtlos.“ Das ist gar nicht lustig, Japanerinnen! André Mielke

Redakteur des „Eulenspiegels“