Dick, schnell ist böse

■ Nachträglich zur IAA – was die taz bisher verschwieg, letzter Teil

Im Straßenverkehr gilt das Faustrecht. Diese leidvolle Erfahrung aller Verkehrsteilnehmer läßt sich durch einen Blick in die Unfallstatistik exakt belegen. Auf das Recht des Stärkeren setzen allerdings nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Radfahrer auf ihren Flitzern, wenn sie denn im Verkehr gerde mal die Stärkeren sind: Rechtzeitig zur Internationalen Automobilausstellung hat das niedersächsische Landesamt für Statistik eine lehrreiche Übersicht über Kollisionen zwischen schwächeren und stärkeren VerkehrsteilnehmerInnen gefertigt.

Was die Besitzer plattgewalzter Fahrräder genauso vermutet haben wie knapp dem Tod entronnene Fußgänger, ist nun mit Zahlen begründet: Schuld an dem Unfall hat in der Regel der Stärkere, lautet das Ergebnis. Bei den Zusammenstößen zwischen Autos und Fahrradfahrern war 1994 in 72 Prozent der Fälle der Pkw-Fahrer der Hauptschuldige. Unfälle zwischen Autos und Motorradfahrern gingen zu 71 Prozent auf das Konto der Pkw-Fahrer. Unterlegen sind Pkw nur gegenüber Lastkraftwagen. Bei Zusammenstößen zwischen Lkw und Pkw waren in 59 Prozent der Fälle die Lkw-Fahrer die Schuldigen. Und auch bei Kollisionen zwischen Lkw und Fahrrad vertrauten die Brummis zu 73 Prozent der Fälle in rechtswidriger Weise auf ihre Stärke.

Allerdings sind auch die Radfahrer nicht von Natur aus freundlicher, sondern stellten sich in der Studie zumeist im Verkehr nur als schlechter bewaffnet heraus. Bei den Unfällen mit der einzigen Kategorie von Verkehrsteilnehmern, die schwächer sind als sie, sind überwiegend die Radfahrer schuld: Kollisionen, an denen Fußgänger und Radfahrer beteiligt waren, gingen in zwei von drei Fällen, oder zu 66 Prozent, auf das Konto der Fahrradfahrer. Jürgen Voges