Editorial

Die Texte dieser Ausgabe beschäftigen sich alle mit der gesellschaftlichen Stimmung in den USA. Der Zusammenbruch des Reaganschen „Evil Empire“, der UdSSR, ist dort offenbar zur Geburtsstunde des „Evil Empire at Home“, der eigenen Regierung nämlich, geworden. Von rechts wie von links haben Selbstzerfleischungsprozesse – mit zensorischen Affekten – eingesetzt.

Während Newt Gingrich behauptet, die USA seien „in derselben Gefahr wie die römische Republik nach den Punischen Kriegen“, setzen Anwälte von Minderheiten alle Energie daran, Zensurgesetze zu schaffen, die ihre Klienten schützen sollen – sie aller Erfahrung nach am Ende jedoch eher treffen werden...

Und während die amerikanischen Massenmedien mehr und mehr unter denen aufgeteilt werden, die vor allem den Hunger nach „unpolitischer Unterhaltung und Sport“ stillen wollen, ist die Aufmerksamkeit des großen amerikanischen Publikums durch den Prozeß gegen O.J. Simpson abgelenkt.

Was blüht uns, wenn – wie Jim Squires behauptet – die entscheidenden, unabhängigen Nachrichtenmedien vollends denen in die Hände fallen, für die Journalismus nur noch ein Anhang bunter Werbe- und Verkaufsprogramme ihrer profitablen Stammproduktionen ist, vom Waschpulver bis zum Raketenabwehrsystem? Uta Ruge, London

Übersetzung der Texte aus dem Englischen: Bettina Allamoda